Spaltung vorantreiben?
sit. Die WOZ leistete sich in einem Artikel über den Ostermarsch 2022 einige Fehlinformationen. Darunter auch eine über die PdA Bern, die eine Richtigstellung forderte. Im Raum bleibt aber die schlechte politische Stimmung mit der Gefahr einer Spaltung, die dem Frieden kaum nutzt.
Im Artikel «Putin-Freunde am Ostermarsch» in der Wochenzeitung WOZ vom 28.April 2022 (siehe auch Text oben) wird auch die PdA Bern erwähnt, welche nach Aussage von Jo Lang vor einigen Jahren «eine Pro-Assad-Demo organisieren» wollte.
Nicht nachgefragt
Die Reaktion der Berner Genoss*innen lies nicht auf sich warten. Im E-Mail an die WOZ, das dem vorwärts vorliegt, ist zu lesen: «Wie es dem elementaren journalistischen Handwerk entspräche, hätte eure Redaktorin Sarah Schmalz ja vor dem Schreiben ihres Artikels bei uns nachfragen können, ob das mit der Assad-Demo denn stimme. Das hat sie nicht gemacht; der reisserische Artikel wurde gedruckt und mit der WOZ am 1.-Mai verteilt.» Der Ärger ist verständlich. Die PdA Bern verlangte von der WOZ, folgende Richtigstellung zu veröffentlichen: «Die PdA Bern hat stets die äusserst tendenziöse und manipulative Syrien-Berichterstattung der hiesigen Medien kritisiert, die ein Verständnis der komplexen Ursachen und Hintergründe des Krieges in Syrien behindert hat. Aber zu keinem Zeitpunkt war es für die PdA Bern ein Thema, eine Pro-Assad-Demo zu organisieren. Wir halten fest, dass die im WOZ-Artikel zitierte Aussage von Jo Lang jeglicher Grundlage entbehrt»
Den Kolleg*innen der WOZ wussten, was sie zu tun hatten. «Wir möchten uns bei euch für die falsche Aussage, die wir von Jo Lang übernommen und nicht überprüft haben, in aller Form entschuldigen», ist im Antwortmail der WOZ an die PdA Bern zu lesen. Und: «Weil es im Artikel noch andere Fehler hatte, werden wir von unserer Seite her eine Berichtigung in der nächsten Ausgabe bringen. Dabei haben wir eure Formulierung zitiert.» Dem ist auch so. Auffallend ist aber, dass bei der Richtigstellung der WOZ der Name Jo Lang nicht mehr erscheint, sondern mit «einem Gesprächspartner» ersetzt wird. Nur ein Detail? Vielleicht.
Ausschluss gefordert
Mit ihrer Richtigstellung hofft die WOZ, «die Sache geklärt zu haben», wie sie der PdA Bern schreibt. Was sie rechtlich und anstandshalber tun musste, tat sie. Und dass der Artikel wegen seiner Fehler schlecht ist, weiss die WOZ selbst am besten. So sollte das Kind nicht mit dem Bad ausgeschüttet werden. Was aber im Raum stehen bleibt – und das ist viel mehr das Problem – ist die politische Stimmung, die durch die Stossrichtung des Textes entstanden ist und bereits im Titel «Putin-Freunde am Ostermarsch» ersichtlich ist. Weiter wird durch die Worte von Jo Lang, seit Jahrzehnte eine bekannte Persönlichkeit innerhalb der Schweizer Friedensaktivist*innen, die SFB als eine Gruppe bezeichnet, die «so extrem» sei. Lang fordert den Ausschluss der SFB vom Ostermarsch, weil sie sich nicht an «die Vorgaben gehalten» hätte und wegen «ihrer politischen Haltung».
Zu Wort kommt auch der junge GSoA-Sekretär Jonas Heeb, der die GSoA im Organisationskomitee mit vertrat. Auch er ist der Ansicht, dass «man über die Bücher muss» in Sachen SFB. Heeb und Lang künden weiter an, dass sie «nun auf einen Ausschluss der Gruppe vom Friedensmarsch hinwirken» wollen.
Auseinandersetzung statt Schwächung
Einen Ausschluss der SFB bedeutet eine Spaltung und somit eine klare Schwächung der gesamten Bewegung, die sich hierzulande für den Frieden einsetzt. Und eine Schwächung ist kaum das, was in der aktuellen Situation Sinn macht – und kann daher nicht das Ziel sein.
Nötig ist viel mehr eine konstruktive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen innerhalb der Friedens-aktivist*innen. Und dazu sollte die Linke Presse beitragen – und nicht eine Spaltung schon fast vorantreiben. Zumindest sehen wir vom vorwärts es so.