Kinderarbeit in USA

Kurz vor sechs Uhr morgens in einem herunter gekommenen Wohnwagen am Rande eines Waldes im US-Bundesstaat North Carolina. Hier wohnen der 15-jährige Esteban und sein 14-jähriger Freund Gilberto zusammen mit acht erwachsenen Männern. In einer Ecke läuft der Fernseher, Videoclips flimmern über den Bildschirm. Der Holzboden ist voller Sand, die Decke aus Spanplatten löchrig. Die einst weiße Plastikverkleidung an den Wänden ist schmuddelig und aufgerissen. Auch die Toilette ist dreckig.

Esteban zuckt entschuldigend die Schultern. Am Anfang habe er es nicht gemocht, sagt er, aber: „Ich habe mich daran gewöhnt, und inzwischen ist es ok.“ Esteban ist von kleinem Wuchs, trägt Jeans und T-Shirt und stammt – wie alle anderen in dem Wohnwagen – aus Mexiko. Sie sind illegal in den Vereinigten Staaten und verdienen ihren Lebensunterhalt, indem sie den Farmern in der Umgebung bei der Kartoffelernte helfen. Morgens wissen sie oft nicht, auf welcher Farm sie an diesem Tag arbeiten werden.

Kartoffelernte statt Kindheit

Wenig später durchwühlen die Kinderhände auf dem Feld die Erde, auf der Suche nach Kartoffeln. Sie werden in Plastikeimer geworfen, die jeder vor sich herträgt. Ist ein Eimer voll, wird er zu einem LKW gebracht. Für jeden vollen Eimer gibt es 35 Cent. Der Schweiß läuft an den Gesichtern herab.

Die Kinder müssen Tonnen von Kartoffeln aus der Erde graben, um im Monat etwa 800 Dollar zu verdienen, erklärt Emily Drakage von NC-Field, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für die Rechte der Minderjährigen einsetzt. „Viele opfern ihre Kindheit, ihre Jugend, ihre Bildung, ihre Gesundheit“, sagt sie, „damit wir etwas zu Essen auf dem Tisch haben.“ Es sei eine große Ironie, dass ausgerechnet diese Kinder dann am Ende kaum Chancen im Leben haben oder nicht einmal genug Essen für sich selbst.

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