Ein Kampf für die Zukunft

sit. Die Geschichte von Volkswagen ist geprägt von Kündigungswellen und starkem Widerstand der Arbeiter:innen. Ein wichtiger Meilenstein war der erfolgreiche Arbeitskampf im Jahr 1973, der auch die Basis für künftige gewerkschaftliche Mobilisierungen war.

Volkswagen (VW) hat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine wechselvolle Geschichte durchlebt, die von mehreren Kündigungswellen und einem aktiven Widerstand der Belegschaft geprägt ist. In der Nachkriegszeit erlebte VW einen Aufschwung, bedingt durch die hohe Nachfrage nach Fahrzeugen. Doch bereits mit der ersten Ölkrise in den 1970er-Jahren, sah sich das Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Die ersten massiven Kündigungswellen führten zu einem spürbaren Widerstand der Belegschaft, der durch Streiks und Proteste gegen die Entlassungen gekennzeichnet war.

Produktion stillgelegt
Ein wegweisender Kampf war der Streik im November 1973, als die Gewerkschaft IG Metall und die Beschäftigten in den Werken in Wolfsburg und Hannover gegen Stellenabbau und Arbeitszeitverlängerungen mobilisierten. Der Streik begann am 13.November und führte dazu, dass etwa 30000 Beschäftigte ihre Arbeit niederlegten, was die Produktion nahezu zum Stillstand brachte. Die Proteste wurden von einer breiten Solidarisierung der Belegschaft getragen. Die Hauptforderungen der streikenden Arbeiter:innen umfassten die Einhaltung der bestehenden Arbeitszeiten, den Erhalt der Arbeitsplätze und bessere Löhne. Nach mehreren Tagen intensiver Verhandlungen gab die Unternehmensleitung schliesslich nach und einigte sich am 18. November 1973 mit der IG Metall auf einen Kompromiss, der keine Verlängerung der Arbeitszeiten, Schutz der Arbeitsplätze und Lohnerhöhungen beinhaltete. Diese ersten Streiks legten den Grundstein für eine starke Gewerkschaftsbewegung innerhalb des Unternehmens.
In den 1980er-Jahren intensivierte sich der Widerstand, insbesondere als VW begann, Produktionsstandorte ins Ausland zu verlagern. Der bedeutende Ausstand von 1987 in Wolfsburg gegen die Schliessung von Arbeitsplätzen führte dazu, dass das Unternehmen einige geplante Entlassungen zurücknahm und stattdessen auf Investitionen in die heimischen Werke setzte. Die 1990er-Jahre waren durch die Wiedervereinigung Deutschlands geprägt. In den neuen Bundesländern eröffnete VW mehrere Werke, doch viele Beschäftigte litten unter unsicheren Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen. Der Widerstand manifestierte sich in Demonstrationen und Streiks, wie dem in Zwickau 1994, der zu einer Anpassung der Löhne führte.

Kollektiver Widerstand
Mit der Jahrtausendwende sah sich VW erneut mit Herausforderungen konfrontiert. Die Automobilkrise 2008 führte zu massiven Kündigungswellen. In dieser Zeit mobilisierten die Gewerkschaften zu bedeutenden Streiks, darunter 2008 und 2009. Die Beschäftigten forderten den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung. Diese Streiks führten zu erfolgreichen Verhandlungen über Abfindungen und Umschulungsmassnahmen.
Der ehemalige Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, verdeutlichte in diesem Kontext: «Der Kampf um Arbeitsplätze ist der Kampf um die Zukunft. Wenn wir nicht gemeinsam für unsere Rechte eintreten, verlieren wir nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern auch die sozialen Standards, die wir über Jahrzehnte erkämpft haben.» Dieses Zitat unterstreicht die zentrale Rolle des kollektiven Widerstands und die Bedeutung von Solidarität unter den Beschäftigten in schwierigen Zeiten.
Die sogenannte Dieselkrise in den späten 2010er-Jahren brachte erneut Kündigungen und verstärkten Druck auf die Belegschaft. Die Beschäftigten organisierten Protestaktionen und forderten Transparenz von der Unternehmensführung. Ein herausragendes Ereignis war die Demonstration vor der VW-Zentrale in Wolfsburg 2018, bei der tausende Arbeiter:innen ihre Solidarität mit den von Entlassungen bedrohten Kolleg:innen zeigten.

Der entscheidende Faktor
Die Geschichte von VW seit dem Zweiten Weltkrieg ist von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Kündigungswellen haben die Belegschaft mehrfach getroffen, doch der Widerstand der Arbeiter:innen hat sich als entscheidender Faktor in der Unternehmenspolitik erwiesen. Die starken Gewerkschaften und die Solidarität unter den Beschäftigten haben entscheidend dazu beigetragen, die Rechte der Belegschaft zu verteidigen und soziale Standards aufrechtzuerhalten. Die Arbeitskämpfe waren auch für die gesamte Automobilindustrie und die Gesellschaft von Bedeutung. Und dies lässt für den bevorstehenden, harten Arbeitskampf (siehe Artikel oben) Gutes hoffen.

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