Vom Tropfen und dem Stein

Kein Tag bleibt ungezählt, gleich wie er sei,
und keine Rose blühte je vergebens,
kein Hauch des Winds geht ohne Spur vorbei,
kein Stein auf öder Flur ist bar des Lebens.
Kein Tun, das nicht die Welt ein Stück bewegt,
kein Bild hängt ewig stumm in seinem Rahmen.
Der tote Schnee, der sich auf Felder legt,
er schützt den Boden mit dem Wintersamen.
Der Regenwurm, den man am Weg zertritt,
er grub im Acker auch zu unserm Segen.
Es lebt mit uns so mancher Tote mit
und weist die Richtung uns auf vielen Wegen.
Ein Funke kann der Flamme Vater sein,
ein Gramm kann niederdrücken schwerste Lasten.
Ihr kennt den Satz vom Tropfen und dem Stein?
Wenn alle Völker dieses Wort erfassten …!

Max Zimmering (1949)

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