…wärst du nicht reich

lmt. Die Ungleichheit zwischen arm und reich nimmt immer weiter zu. Anfang Januar wurde bekannt gegeben, dass sich das Gesamtvermögen der reichsten zehn Männer* dieser Welt während der Pandemie verdoppelt hat, während 160 Millionen Menschen in Armut zurückfielen.

Die Vermögensschere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Während auf der einen Seite der Reichtum der Wirtschaftselite ins Unermessliche wächst, leben auf der anderen Seite Millionen von Menschen in tiefer Armut. Das kapitalistische Streben nach immer mehr Profit auf Kosten von Mensch und Natur nimmt skandalöse Ausmasse an.

Milliardär*innen aufgelistet
Im März 2021 veröffentlichte das Wirtschaftsmagazin Forbes eine globale Milliardär*innenliste. Sie wird angeführt von Amazon-Gründer Jeff Bezos mit 177 Milliarden US-Dollar (USD), gefolgt von Elon Musk mit einem Vermögen von über 151 Milliarden USD. Schon die Beträge dieser Vermögen sind nicht zu glauben, aber deren Entwicklung ist besorgniserregend. Sieben Monaten nach Veröffentlichung der Liste verdoppelte sich Musks Vermögen auf über 300 Milliarden. Das hievt ihn auf Platz eins der Superreichen.
Weltweit führte die Forbes-Liste 2755 Milliardär*innen namentlich auf. Deren Vermögen belief sich auf total 13,2 Billionen USD. Besser ausgedrückt: Eine kleine parasitäre Elite besitzt 3,5 Prozent des gesamten weltweiten Haushaltsvermögens. Sie sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Laut dem im Dezember 2021 erschienenen «World Inequality Report 2022» (W.I.R.) gibt es weltweit sage und schreibe 62 Millionen Millionär*innen mit einem Gesamtvermögen von 174 Billionen USD. Anders gesagt: Knapp ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt mehr als 40 Prozent des weltweiten Haushaltsvermögens. Dem gegenüber steht die Hälfte der Weltbevölkerung, die sich knapp zwei Prozent teilen muss.

Unter der absoluten Armutsgrenze
Gross ist auch die Einkommensungleichheit. Letztes Jahr bezogen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung über die Hälfte des weltweiten Jahreseinkommens – pro Kopf durchschnittlich 122000 USD. Die ärmere Hälfte hingegen erhielt gerade einmal 3920 USD pro Kopf, was lediglich 8,5 Prozent des globalen Einkommens entspricht. Doch Achtung, solche Durchschnittswerte vermitteln ein verzerrtes Bild: Noch immer leben gemäss der UNO aktuell über 700 Millionen Menschen unter der absoluten Armutsgrenze von 1,90 USD pro Tag. Die Anzahl Betroffener ist wegen der Corona-Pandemie in der Tendenz steigend. Von 3920 USD im Jahr können sie nur träumen.
Fakt ist auch, dass die Pandemie bereits einkommensschwache Bevölkerungsgruppen am stärksten traf. Aktuelle Schätzungen der Weltbank und der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass sie mehr als eine halbe Milliarde Menschen zurück in die extreme Armut treibt. W.I.R.-Hauptautor Lucas Chancel warnt: «In den reichen Ländern konnte durch staatliche Eingriffe ein massiver Anstieg der Armut verhindert werden, während dies in den armen Ländern nicht der Fall war. Dies zeigt, wie wichtig der Sozialstaat bei der Armutsbekämpfung ist.» Karl Marx sagte voraus: «Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist zugleich Akkumulation von Elend (…) auf dem Gegenpol.» Genau das geschieht heutzutage. Damit die Vermögen der Superreichen sich verdoppeln, müssen Millionen von Menschen in die absolute Armut stürzen. Das ist die kranke Logik des Kapitalismus. Und diesen gilt es zu zerstören. Ohne eine erhebliche Umverteilung der Einkommen und Vermögen werden wir die heutigen Herausforderungen nicht begegnen können.

Stoppen wir sie!
Doch dazu braucht es politischen Willen, der bei vielen nicht vorhanden ist. Vor allem die Superreichen sind weiterhin bemüht, möglichst wenige Steuern zu zahlen. Dank ihrem grossen Einfluss in der Wirtschaft und somit auch in der Politik gelingt es ihnen: Die Unternehmensbesteuerung sinkt seit den 1980er-Jahren stetig und multinationale Unternehmen und ihre Aktionär*innen streichen die Gewinne der Globalisierung ein. Dabei könnten angesichts der grossen Vermögenskonzentration schon moderate progressive Steuern erhebliche Einnahmen für längst nötige Investitionen in die Zukunft generieren.
Es liegt an uns, das wahngetriebene Streben nach noch mehr Profit der Milliardär*innen zu stoppen und den 90 Prozent der Weltbevölkerung ihr Anteil zurückzugeben. Es sei an die Worte Brechts er-innert: «Wäre ich nicht arm, wärst du nicht reich.» Wie wahr!

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