Explizit gewürdigt

sah. Nicht wegnehmen, sondern zurückgeben: Das will Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum Pardo in ihrer Regierungszeit. Sie beginnt mit einem Jahr zu Ehren der Vielfalt der Frauen und will erst mit Freiheit und Gerechtigkeit enden. Kann das gelingen?

Claudia Sheinbaum Pardo hat im Dezember 2024 beschlossen, das Jahr 2025 zum Jahr der indigenen Frauen zu erklären. Ziel ist es, die grosse Bedeutung der Frauen für Mexiko – überhaupt für ganz Lateinamerika oder die Welt – hervorzuheben. Als Symbol für diese Kampagne wurden vier Frauenbilder ausgewählt, die für Vielfalt und Stärke der indigenen Kulturen stehen.

Mehr als «nur» Frauen
Die seit Herbst 2024 amtierende Präsidentin Mexikos und ihr Team haben dabei eine Vertreterin der aztekischen Kultur, eine Repräsentantin der Maya-Frauen, eine Frau der Ethnie der Mixteken aus Oaxaca und Guerrero und eine toltekische Frau aus Zentralmexiko ausgewählt. Diese Entscheidung, nicht nur die Frau an sich, sondern verschiedene Kulturen ins Zentrum zu stellen, erfolgte nach einer Reform Mitte 2024 zur Anerkennung der Rechte der indigenen und afro-mexikanischen Völker und Gemeinschaften.
Ein neues Dekret erwähnt die Wichtigkeit der plurikulturellen und multiethnischen Zusammensetzung der mexikanischen Nation. Allen anerkannten Gemeinschaften wird das Recht zugesprochen, über ihre Organisationsstruktur, ihre Vertreter:innen und internen Regierungsformen zu entscheiden.

Viermal grundlegender Wandel
Doch, das ist noch nicht alles: Bereits jetzt im Januar hat die Präsidentin erste Schritte des Rentenprogramms «Pensión Mujeres Bienestar» umgesetzt, das die unbezahlte und nicht anerkannte Arbeit von Frauen im Fokus hat. Hier soll es gesamthaft finanzielle Unterstützung für Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren geben. Zwei weitere Sozialprogramme sind zudem geplant: Mit dem «Rita-Cetina-Stipendium» sollen Schülerinnen der Sekundarstufe, der Grundschule und Vorschule unterstützt werden. Das Gesundheitsprogramm «Salud Casa por Casa» finanziert Hausbesuche durch Ärzt:innen und Pflegekräfte. Sie sollen den Gesundheitszustand der Bevölkerung überprüfen. Wichtig ist hier die Situation von älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen. Dies ist nach der Präsidentin die Politik der «vierten Transformation», wie die Seite Nachrichtenpool Lateinamerika berichtet. Erste grundlegende Veränderung war die Loslösung und Unabhängigkeit von Spanien mit der Gründung einer Republik gewesen. Als zweiter Schritt bezeichnet Claudia Sheinbaum Pardo die Verfassungsreform von 1857 mit der Trennung von katholischer Kirche und Staat, und der dritte Akt der Befreiung war die mexikanische Revolution, die von Emiliano Zapata angeführt wurde. Bei der «vierten Transformation» werden Frauen wichtig sein, um Ziele wie Freiheit und Demokratie oder soziale Gerechtigkeit erreichen zu können.

Keine Garantie
Wer sich über Mexiko informiert, weiss, dass diese explizite Wahl des Themas im Jahr 2025 nicht von ungefähr kommt. Noch immer – wie schon seit langer Zeit – sind viele Räume in Mexiko männlich dominiert. Der Machismo ist dominant und präsent, so dass Feminizide, Vergewaltigungen oder das Verschwindenlassen je nach Gegend zum Alltag gehören. Immer wieder erinnern Proteste der erstarkten feministischen Bewegung an die Geschichten. Sie verlangen Gerechtigkeit und Rechte. Noch im November 2024 errichteten Aktivist:innen beispielsweise im Zentrum von Oaxaca-Stadt eine Barrikade. Auf eine Strassenkreuzung im Zentrum wurden Reifen gelegt. In einem anderen Fall plädierten Aktivist:innen dafür, dass die Strassen auch den Frauen gehören. Im Sommer 2024 informierte das «Komitee zur Förderung der sicheren und freiwilligen Mutterschaft» in Chiapas, dass die Möglichkeiten für schwangere Frauen nicht immer da sind, um Hilfestellungen und entsprechende (Vor-)Untersuchungen rund um Schwangerschaft und Geburt machen zu lassen. Der Grund: Die Gewalt zwischen den bewaffneten Gruppen, die in Chiapas um Territorien kämpfen, macht den öffentlichen Raum sehr unsicher. In den von der organisierten Kriminalität kontrollierten Gebieten sind Reisen zu Spitälern mit erheblichen Risiken verbunden. Hebammen oder Ärzt:innen versuchen erst gar nicht, in entsprechenden Regionen Hausbesuche zu machen.

Hoffnung auf ihre ehrgeizigen Ziele
Gewalt und Tod halten in Mexiko an. Neben Diskriminierung und Verbrechen gegen Frauen und den Feminiziden sind auch Hassverbrechen gegen die LGBTIQA+-Gemeinschaft leider «normal». Man hofft, dass die erste mexikanische Präsidentin hier in dieser Misere etwas verändern kann. Doch Claudia Sheinbaum Pardo, ihre Partei Morena und die mexikanische feministische, queere und linke Bewegung sind nicht immer auf einer Seite. Die Präsidentin soll laut Nachrichtenpool Lateinamerika auf npla.de politische Verantwortung für Repression gegen queere Kollektive und Zwangsvertreibungen von organisiert handelnden indigenen Frauen tragen. Das sind nur zwei von vielen Fällen, die sie bei Kritiker:innen unglaubwürdig erscheinen lassen. Trotzdem ist man gespannt auf Reformen.

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