Eine andere Stadt ist möglich!
sit. «Wohnraum für alle», «Kein Profit mit Boden und Mieten!» und «Selbstbestimmte Stadtentwicklung!» sind die drei Hauptforderungen, mit denen zur grossen Wohn-Demo vom Samstag, 25.Mai in Zürich aufgerufen wird. Und dass Widerstand sich lohnt, beweist auch das «Mietenplenum».
«Wohnraum soll keine Ware sein», fordert der Demoaufruf weiter. Denn eine angemessene Wohnung sei eine Grundbedingung für ein selbstbestimmtes Leben. Doch je akuter die Finanzkrise sei, desto mehr Geld fliesse in den Immobilienmarkt. Dabei werden mit dem Verkauf von Boden und der «Entwicklung» von Immobilien riesige Gewinne gemacht. «Für diese Gewinne sollen wir bezahlen, bezahlen, bezahlen. Damit muss Schluss sein, wenn wir lebenswerte Städte, Agglos und Dörfer wollen», so die logische Schlussfolgerung.
Was erreicht werden muss, ist klar: «Wir wollen offene und lebenswerte Städte mit einer Wohnpolitik, durch die alle Menschen ein bezahlbares Zuhause finden, unabhängig von Aufenthaltsstatus, Alter, Portemonnaie, Hautfarbe, Namen oder Haushaltsform.» Was nicht erwünscht ist, sind «Standortmarketing» und «Wirtschaftsförderung», um Konzerne anzulocken. So hält der Aufruf zum Schluss fest: «Profitgetriebene Stadtentwicklung fördert die Ungleichheit und zerstört unseren Planeten. Das ist nicht unsere Stadt. Wir wollen über die Art und Weise, wie wir leben, gemeinsam bestimmen. Eine andere Stadt ist möglich!
Ein Geschäftsmodell der Verdrängung
Bereits am Samstag, 6.April, fand im Zürcher Quartier Schwamendingen eine Protestaktion gegen die Wohnkrise statt. «Zahlreiche Quartierbewohnende sowie solidarische Personen protestierten an einer bewilligten Kundgebung gegen die Wohnkrise in Schwamendingen. Der Anlass hat bewegt, weil aktuell zahlreiche Bewohnende verdrängt werden», ist auf der Website vom «Mietenplenum» zu lesen, der zur Kundgebung aufgerufen hatte. Entstanden ist es im Kampf gegen die Verdrängung aus Schwamendingen. So lautet die Grundforderung: «Die jetzigen Bewohnerinnen und Bewohner von Schwamendingen können zu einer für sie bezahlbaren Miete im Quartier wohnen bleiben.» Dies gälte für alle sogenannten «Verdichtungsquartiere». Nur mit einem «Bleibe-Versprechen» werde die Verdichtung akzeptiert.
Im «Appell an die kommerziellen Eigen-tümer:innen», wie zum Beispiel Zurich Investment AG, Swiss Life, Coop Pensionskasse, BVK, Immobilienkosmos und viele weitere, ist zu lesen: «Aktuell zeigt sich, wie die immer stärkere Finanzialisierung von Boden und Wohnraum eine zukunftsfähige Entwicklung dieser Stadt (und Städte weltweit) verhindert. Ihr Geschäftsmodell führt nachweislich zu Verdrängung.» Weiter wird auf eine beunruhigende Tatsache hingewiesen: «Unsere Erhebungen und Gespräche zeigen, dass davon insbesondere Personen betroffen sind, welche in systemrelevanten Berufen arbeiten. Langfristig stellt Ihr Geschäftsmodell daher die Grundversorgung dieser Stadt infrage.»
Die Eigentumsfrage
Im Zentrum der Arbeit von «Mietplenum» stehen die Bedürfnisse vieler aktueller Bewohner:innen, die in der Stadtplanung nicht «bekannt und berücksichtigt» werden. So wurde eine «Bleibe-Liste» erstellt. Darin werden «Daten und Bedürfnisse von Menschen auf Wohnungssuche» gesammelt. Diese wurde in einem ersten Schritt für die Leerkündigung bei zwei Siedlungen im Quartier gestartet, soll jetzt aber auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. «Wir wollen damit aufzeigen, welche Wohnungen gebraucht werden, warum es wichtig ist, dass wir in unseren Quartieren wohnen bleiben und welche Personen von der grossflächigen Verdrängung betroffen sind», informiert die Plattform auf ihrer Website. Auch hat sie bereits wichtige Erfolge verbuchen können: So hat die Stadt Zürich bedrohte Häuser gekauft, deren Bewohner:innen sich gegen den Verkauf an die Spekulation gewehrt hatten.
Widerstand lohnt sich also – daher alle an die grosse Wohn-Demo am 25.Mai, zu der ein breites Bündnis aufruft. Und dabei sollten wir alle nicht vergessen, dass im Kampf um bezahlbaren Wohnraum für alle, die Eigentumsfrage von Boden und Wohnraum immer lauter gestellt werden muss. Denn in dieser Frage der Besitzverhältnisse liegt der Hund begraben.
Weitere Infos: wohndemo.ch und mietenplenum.ch