Arbeitskampf bei der TX Group

sit. Ende August kündigte das Zürcher Medienunternehmen TX Group einen radikalen Stellenabbau an: Durch die Schliessung von zwei der drei Druckzentren werden 200 Arbeiter:innen auf die Strasse gestellt. Die betroffene Belegschaft wehrt sich.

Am 30.September demonstrierten die 63 Arbeiter:innen des Druckzentrums Lausanne (CIL) gegen die Schliessung ihrer Druckerei und die damit verbundene Vernichtung ihrer Arbeitsplätze. Die CIL ist mit den Standorten in Bern und Zürich eines der drei Druckzentren des Zürcher Medienunternehmens TX Group (früher Tamedia AG). Die CIL in Bussigny bei Lausanne druckt die Westschweizer Zeitungen des Medienunternehmens, darunter 24 Heures, La Tribune de Genève und Le Matin Dimanche. Aber auch externe Blätter wie die Tageszeitung Le Temps. Ende August kündigte die TX Group den Kahlschlag an: Die Druckzentren in der Westschweiz und in Zürich werden geschlossen, dabei werden 200 Vollzeitstellen gestrichen. Hinzu kommen 90 weitere Stellen in den Redaktionen. Die CIL soll ab März 2025 stillgelegt werden. Die ersten Kündigungen wurden bereits ausgesprochen. Und all dies, obwohl die TX Group im letzten Jahr 143 Millionen Gewinn erzielt hat.

Grosse Wut
Von der Schliessung betroffen sind vor allem ältere, erfahrene Arbeiter:innen, die jahrzehntelang den Profit für das Unternehmen erwirtschaftet haben – und in den letzten Jahren bereits grosse Opfer erbracht haben, um das Unternehmen am Leben zu erhalten. 2011 kaufte die damalige Tamedia AG die Druckerei Edipresse in Bussigny auf, bei der 300 Personen arbeiteten. Yann Gindroz, Präsident der Personalkommission des CIL, erklärt gegenüber der Zeitung work: «Dann wurde die Belegschaft ständig reduziert und unsere Arbeitsbedingungen verschlechterten sich zusehends.» Konkret: Die Arbeitszeiten stiegen, das Tempo wurde erhöht, aber die Löhne gesenkt und dies bei häufiger Nachtarbeit und Wechselschichten. Die Folgen: «Viele von uns haben Gesundheitsprobleme. Und jetzt noch der Rauswurf!», sagt Gindroz. Verständlich, dass die Wut der Arbeiter:innen gross ist.
«Mit der heutigen Demonstration zeigen die Angestellten, dass sie die ungerechte Schliessung entschieden ablehnen», schreibt die Gewerkschaft Syndicom in ihrer Medienmitteilung vom 30.September. Die Forderung der Arbeiter:innen der CIL und der Gewerkschaft ist klar: Der Entscheid soll rückgängig gemacht werden und das Druckzentrum somit offen bleiben. Syndicom hatte die Belegschaft auch im schwierigen Konsultationsprozess unterstützt. Gemeinsam wurde eine Reihe von Vorschlägen ausgearbeitet, um den Betrieb des Standorts aufrechtzuerhalten. Doch davon will die Chefetage der TX Group nichts wissen. Sie hält an der Schliessung des Betriebs fest.

Das Ende der Papierzeitungen?
Die Gewerkschaft fordert vom Zürcher Mediengiganten weiter, er solle «seine soziale Verantwortung gegenüber denen übernehmen, die zu seinem Erfolg beigetragen haben». Auf der moralischen Ebene ist dies sicherlich korrekt und berechtigt. Gleichzeitig ist es aber auch so, als würde man dem Fuchs nahelegen, den Hühnerstall auch wirklich gut zu bewachen. Mag sein, dass es diese sogenannte «soziale Verantwortung» in der Schweiz der 1960er- und 1970er-Jahren mal gab – aber sie ist schon lange Geschichte. Die einzige Botschaft, die ein Unternehmen wie die TX Group versteht, ist, wenn ihre Tagespresse nicht erscheinen würde, weil in allen drei Druckzentren gleichzeitig die Arbeit niedergelegt wurde.
Die Druckerei in Zürich soll im Jahr 2026 schliessen. Dominique Gigon, Regionalsekretär bei Syndicom, sagt dazu: «Ich bezweifle, dass sie es schaffen werden, künftig alle Zeitungen in Bern zu drucken. Auf lange Sicht bedeutet dies sicherlich das Verschwinden der Papierzeitungen der TX Group.» Streikfähig zu sein, ist daher auch mit Blick in die Zukunft von überlebenswichtiger Bedeutung. Denn klar ist, dass der aktuelle Stellenabbau bei der ehemaligen Tamedia AG nicht der letzte gewesen sein wird.

Share

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.