80 Jahre PdAS – das Fest!

sit. Am 12.Oktober feierte die Partei der Arbeit der Schweiz ihren 80.Geburtstag an einem geschichtsträchtigen Ort in Ittigen bei Bern. Es war ein schöner Anlass, der zurecht Eingang in die Parteigeschichte findet und an dem die Vergangenheit auch auf die Zukunft traf.

«Am 14.Oktober 1944 erfolgte die Gründung unserer Partei im Volkshaus in Zürich, also fast auf den Tag genau vor 80 Jahren. Und wir sind immer noch da», mit diesen Worten eröffnete Alexander Eniline, der Präsident der Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS), den «Runden Tisch zur Geschichte». Ja, die PdA ist immer noch da. Dies darf mit Stolz festgehalten werden. Denn keiner anderen Partei in der Schweiz wurde vonseiten der Herrschenden so oft der Tod gewünscht wie der PdA. Und dies wird sich auch in Zukunft kaum ändern. Denn, wie Eniline betonte: «So wie 1944 ist es nach wie vor unser Ziel, die kapitalistische Gesellschaft zu überwinden und den Sozialismus aufzubauen.»

Der «Stufenbau»
Die PdA-Genoss:innen haben für das Geburtstagsfest einen zwar etwas abgelegenen, aber doch sehr symbolträchtigen Ort ausgewählt: den «Stufenbau» in Ittigen, gleich an den Toren der Bundeshauptstadt Bern. 1924 wurde mit dem Bau des Industriegebäudes begonnen. Zwei Jahre später, 1926, begann die Herstellung der Nitrocellulose, welche bis 1938 fortgeführt wurde. Speziell am Stufenbau ist, dass das Gebäude am Hang gebaut ist. Seit 1924 verbindet ein aussen angelegter Schrägaufzug die Talstation auf dem Platz vor dem Gebäude mit der Bergstation im 5.Stock. Auf der 47 Meter langen Strecke gibt es sieben Zwischenstationen. Der Aufzug für acht Personen wird von einer in der Talstation angeordneten Seilwinde angetrieben.
Ab 1973 diente der Stufenbau nur noch als Lagerraum. 1990 wurde er ins Inventar der kantonalen Kunstaltertümer der Denkmalpflege aufgenommen und wird unter anderem für kulturelle Anlässe wie Konzerte und Theateraufführungen verwendet. In den frühen 1990er-Jahren gehörte der Stufenbau ausserdem zu den bekanntesten Clubs der damals aufkommenden Technokultur. Ab 2004 wurden Künstlerateliers eingerichtet. Heute gehört der Stufenbau verschiedenen Stockwerkeigentümer:innen, die unterschiedliche Gewerbe betreiben, und der oberste, 5.Stock kann für private Anlässe gemietet werden.

Genoss:innen erzählen die Parteigeschichte
Zurück zum «Runden Tisch». Die Geschichte der Partei wurde nicht mit einer oft langweiligen Power-Point-Präsentation dargestellt, sondern durch Genoss:innen. Am «Runden Tisch» sassen praktisch alle Generationen der Partei aus allen drei Sprachregionen des Landes. Ihre Erzählungen, ihre teilweise ganz persönlichen Geschichten mit der Partei zeichneten ein zwar etwas fragmentiertes, aber dafür umso originelleres Bild der PdA ab den 1970er-Jahren. Abgebildet wurden somit auch die verschiedenen lokalen Realitäten. So erinnerte der Genosse aus dem Tessin daran, dass seine Sektion schon seit je als einzige Hammer und Sichel in ihrem Logo hat. Gemessen an den Vertretungen in den lokalen und kantonalen Parlamenten ist die Partei, wie schon seit ihrer Gründung, in der Westschweiz viel stärker als in den anderen Sprachregionen des Landes. Alleine im Kanton Neuenburg hat die PdA 23 Parlamentarier:innen – in der Deutschschweiz sind es gerade mal drei, zwei in Biel und eine:r in Bern. Die PdA ist in den beiden Städten Le Locle und La Chaux-de-Fonds stärkste politische Kraft. Was dies konkret bedeutet? «Ohne die Präsenz unserer Partei in beiden Stadtparlamenten wären zum Beispiel die lokalen Prämienverbilligungen schon längst abgeschafft worden, da bin ich mir ganz sicher», sagte der Genosse aus Le Locle.

Antiimperialismus
Aus den Voten vom Podium wurde klar, was Genosse Pietro Ingrao (1915–2015), eine der ganz grossen Persönlichkeiten der kommunistischen Bewegung in Italien in der Nachkriegszeit, so wunderbar auf den Punkt brachte: «Wer keine Vergangenheit hat, ist ohne Zukunft und zu einem ewigen Präsent verdammt.» Was sind denn die Aufgaben und die Ziele für die Partei in Zukunft? Sie unterscheiden sich im Grunde nicht von ihrer Geschichte: Kämpfe führen für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen und für alle jene, die sozial und/oder gesellschaftlich ausgeschlossen sind. Diese Kämpfe dürfen aber kein Selbstzweck sein, sondern sie müssen dem Ziel der Überwindung des Kapitalismus dienen. Auch darüber herrschte am «Runden Tisch» Einigkeit.
Die Frage der Rolle der nationalen Partei in der Zukunft wurde jedoch zu kurz behandelt. Spannend und daher wünschenswert wäre dazu auch ein Austausch mit den gut 80 Genoss:innen im Saal gewesen. Ihre Beiträge und Vorschläge hätten den Nachmittag, aber auch die Partei, mit Sicherheit bereichert.
«Palästina, die Mutter der antiimperialistischen Kämpfe», unter diesem Titel fand nach dem «Runden Tisch» eine engagierte Podiumsdiskussion statt. Dabei ging es darum, die imperialistische Politik im Mittleren Osten sichtbar zu machen. Ausgehend vom israelischen Krieg, der seit dem 7.Oktober letzten Jahres immer weiter ausgedehnt wird, zeichnete Soha Bechara kenntnisreich die politische Landkarte des gesamten Mittleren Ostens. Sie zeigte dabei den historischen Kontext von Kolonisierung und Machtinteressen auf. Zusammen mit zwei weiteren Aktivist:innen zeigte Bechara die Expansionsstrategie der USA und ihres engen Verbündeten Israel auf. Mit dem Ruf «Viva, viva Palästina» aus dem Publikum schloss der hochaktuelle Anlass und damit auch der politische Teil des Fests.

Altmodisch?
Bühne frei also für den gesellschaftlichen Teil. Ob beim Raclette-Stand der Genoss:innen aus dem Wallis, an der Bar bei einem guten Glas Wein oder beim Abendessen wurde diskutiert, erzählt, in Erinnerungen geschwelgt und viel gelacht – alle fühlten sich zu Hause. Ein lustiger Moment war die Ziehung der Tombola-Preise. Den Abschluss machte dann das Konzert von «PPP’chestra». Zum Repertoire der Haus-Band der PdA gehört auch das bekannte Lied «Die Arbeiter von Wien». Darin heisst es: «Wir sind die Zukunft, wir sind die Tat.» Sinn und Zweck einer kommunistischen Partei bestens erklärt. Weiter heisst es im Liedtext: «So flieg du flammende, du Rote Fahne voran dem Wege, den wir ziehn.» Altmodisch? Dürfte Geschmackssache sein. Doch sollen all jene die Hand erheben, die eine bessere Alternative als den Sozialismus haben, um die Barbarei des Kapitalismus zu beenden.
Auffallend war die doch grosse Anzahl an jungen Genoss:innen am Geburtstagsfest. Also jener Generation der Partei, die wohl die Zukunft prägen wird. Der vorwärts nutzte die Möglichkeit und sprach mit einigen von ihnen.

Nils, 27
Ich bin seit 2010 in der Partei. Es ist ein sehr schönes Fest, das die Möglichkeit bietet, sich wieder mit Genoss:innen aus der ganzen Schweiz zu treffen. Das ist sehr wichtig. Ich hätte mir aber einen etwas genaueren Überblick über die wichtigen Daten und Meilensteine der Partei gewünscht. Auch die Frage, welche bestimmten Kämpfe welche Auswirkungen auf die Partei oder womöglich auf die Gesellschaft hatten, finde ich sehr spannend und hätte daher gerne mehr darüber gehört. Es ist wichtig, die Geschichte der Partei zu kennen, um aus der Vergangenheit lernen und womöglich Lehren für das Heute und die Zukunft ziehen zu können.

Lola, 22
Ich bin neu dabei, erst seit vier Monaten. Ich bin aber schon seit einiger Zeit politisiert, zuerst im Umfeld von Häuserbesetzungen, also in einem anarchistischen Umfeld, was mir aber nicht so zusagte. Ich nahm immer wieder an kleineren Demonstrationen gegen Rechts, gegen Rassismus und gegen Polizeigewalt teil, die von der KJ-Lausanne organisiert wurden. Ich sah ihre Arbeit, nahm an ihren Bildungsanlässen teil und wurde dann Mitglied. Über die Geschichte der Partei weiss ich, ehrlich gesagt, wenig. Doch was mich beeindruckt, aber auch gleichzeitig etwas geschockt hat, ist die Tatsache, dass die Partei in der Vergangenheit stark war und dies heute praktisch niemand mehr weiss. Was die Zukunft betrifft, sind für mich die Kämpfe für die Rechte der LGTBQ-Menschen, insbesondere für trans Personen, wichtig. Ebenso der Kampf gegen den Faschismus, der in ganz Europa wieder stark im Vormarsch ist.

Garence, 27
Ich suchte eine Jugendorganisation, die links ist, aber nicht «moralisch» argumentiert. So stiess ich vor vier Jahren zur Kommunistischen Jugend (KJ) in Fribourg. Wichtig an der Geschichte der Partei ist für mich, dass sie immer eine Partei für die Arbeiter:innen war. Und das ist auch für die Zukunft von Bedeutung. Wir müssen gemeinsame Grundlagen haben, um gemeinsam mit den Werktätigen eine Strategie aufbauen zu können.

Pir Chè, 24, Stadtratsmitglied in Biel
Das Parlament ist und bleibt eine Bühne, um unsere Werte und Forderungen bekannt zu machen. Es zeigt auch die Widersprüche der bürgerlichen Politik auf, und die müssen wir den Menschen vermitteln und klarmachen.
Das Wichtigste an der Geschichte der Partei ist die Zukunft. Ich wünsche mir schweizweit ein einheitlicheres und auch militanteres Auftreten der Partei, auch verstanden als Teil der Praxis, um eine Gegenmacht aufzubauen, die den Herrschenden Angst macht.

Jana, 26
Bevor ich im Sommer dieses Jahres in die Partei eintrat, habe ich mich eher mit der Theorie auseinandergesetzt. Ich konnte mich nicht so richtig festlegen und es blieb beim ähnlichen Blabla. Dann war ich in einem Moment der Verzweiflung und dachte mir: Ich kann nicht immer nur lesen. Man kann sich nicht nur reflexiv mit den Dingen auseinandersetzen; man muss auch konkret handeln. Wo sollte die PdA in 10 Jahren stehen? Mir geht es darum, dass wir Veränderungen in der Gesellschaft für alle Arbeiter:innen erreichen und für eine bessere Welt kämpfen – und nicht nur darüber reden. Das ist mir wichtig. Es muss uns ums Ganze gehen: Wir wollen die bestehenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse überwinden.

Luca, 25, Präsident der PdA-Waadt
Eine der aktuellen Herausforderungen im Kanton Waadt besteht darin, neue lokale Sektionen zu gründen, die autonom funktionieren können. Wir arbeiten daran, ebenso wie an der Stärkung der bestehenden Sektionen.
Einer der wichtigsten Kämpfe, die wir als Partei in unserer Geschichte geführt haben, geschah auf nationaler Ebene: die Initiative für eine Volkspension Anfang der 1970er-Jahre. Damit waren wir landesweit sehr gut sichtbar, weil wir ein alternatives, zukunftsweisendes Projekt hatten. Heute wissen alle, dass wir mit unserem Vorhaben recht hatten, denn die Renten der Pensionskassen sinken stetig. Ich suchte eine Partei, die links der SP steht und in der auch Arbeiter:innen aktiv sind – so kam ich zur PdA. Die Geschichte der Partei hatte für meine Wahl auch eine wesentliche Rolle, denn sie zeigt, dass wir nicht eine vorübergehende Erscheinung sind, wie es politische Bewegungen oft sein können. Wichtig war mir auch die internationalistische Ausrichtung der Partei, und die ist in der Geschichte bestens erkennbar.

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