Geschlechterdimension im Trumpismus

sah. Was ist los mit den Frauen in den USA? Weisse Hausfrauen bis hin zu politisch engagierten konservativen Frauen wählten Donald Trump und einige arbeiten jetzt für seine Regierung. Eine Lösungssuche im Trümmerhaufen von Amerika.

Wie kann Donald Trump für Frauen wählbar und unterstützenswert sein? Wir wissen alle, dass der Mann damals wie heute durch frauenfeindliche Momente, wie sexistische Bemerkungen, auf sich aufmerksam gemacht hat und sich strafrechtlich vor Gericht zu diesem Thema verantworten musste. Auch wurden seit der erfolgreichen Wahl damals 2016 und der jetzigen Zeit als Präsident der USA einige Frauenrechte eingeschränkt oder beschnitten. Eigentlich wäre damit klar: Frauen können Trump nicht unterstützen. Was ein Widerspruch sein sollte, geht in der Realität aber zum Schrecken vieler Menschen Hand in Hand. Donald Trump hat 2016 wie auch 2024 viele der Frauen fu?r sich gewinnen ko?nnen. Insgesamt unterstu?tzten ihn im Jahr 2024 53 Prozent der weissen Frauen. Als Vergleichszahl dazu: Nur sieben Prozent der Frauen mit dunkler Hautfarbe wählten Trump. 38 Prozent der Latinas gaben ihre Stimme dem jetzigen Präsidenten.

Die Schuld der Tea Party
Das Problem muss also vor allem bei der erst genannten Gruppe von Frauen liegen. Cynthia Miller-Idriss untersuchte im Rahmen einer Fallstudie zu den USA «das weibliche Antlitz» des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Die Arbeit rund um «Triumph der Frauen?» wurde vom Forum Politik und Gesellschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt. Nach Miller-Idriss sind für die Geschichte der Unterstu?tzung weisser Frauen fu?r Donald Trump drei Faktoren wichtig. Einer davon ist die Existenz der Tea-Party-Bewegung. Hier wurden viele konservative Frauen für den Präsidenten mobilisiert. Obwohl die Bewegung mehrheitlich aus Ma?nnern besteht, haben Frauen einen grossen Anteil und sind aktiv in der Organisation, weil die Bewegung eine dezentrale Struktur hat. Viele Frauen – Hausfrauen bis hin zu bereits politisch engagierten konservativen Frauen – konnten hier mehr als anderswo aktiv mitwirken. Die Tea-Party-Bewegung entstand 2009 als Folge des konservativen Protestes gegen die Steuerpolitik und das Notprogramm fu?r überschuldete Hausbesitzende rund um die Regierung Barack Obamas. Die Bewegung selber hat seit der ersten Amtszeit 2016 an Bedeutung verloren. Mitglieder wechselten in Bewegungen und Gruppen rund um Donald Trump.

Wissenschaftlichkeit als Feind
Auch die Politisierung evangelikaler Christ:innen in den USA hat mitgeholfen. Ausschlag gab die geschlechtsbezogene Mobilisierung rund um Themen wie traditionelle Mutterschaft, die Zukunft der eigenen Kinder und der «Lebensschutz». Donald Trump rühmte in seinen Reden die Frau als Hüterin des Hauses. Als dritten Faktor nennt Miller-Idriss in ihrer Fallstudie das Wiedererstarken eines Populismus, der unter anderem ein Gegensatz zwischen dem amerikanischen Volk einerseits und den Eliten, der Wissenschaft und der Regierung andererseits postuliert. So gibt es Fronten zwischen dem «einfachen und reinen Volk» und den «korrupten Eliten». Als Lösung brauche es einen schlanken, aber starken Staat, der das Volk vor der Bedrohung durch Muslim:innen, Einwander:innen oder all den «anderen» Gruppen schu?tze. Wissenschaftsfeindlichkeit ist auch vorhanden. Erkentnisse aller Art werden infrage gestellt. Zielscheibe sind die Gender Studies. So steht in dieser Art von Populismus die höhere Bildung sinnbildlich für den Niedergang der westlichen, christlichen Zivilisation sowie der ideologischen Werte der Rechten. Eine wichtige Erkenntnis aus dem letzten Wahlkampf ist auch: US-amerikanische Wa?hler:innen entscheiden sich für eine Parteilinie und schauen nicht auf die Person, die zur Wahl steht. Hier steht der Wunsch nach dem Schutz der eigenen «White Privilegies» im Zentrum.

White, White, White
Der Schutz der eigenen Privilegien ist also für weisse Frauen wichtig. Denn innerhalb einer explizit oder implizit vertretenen Hierarchie ist die Frau nachrangig gegenu?ber dem Mann. Als Weisse gilt die Frau als vorrangig gegenu?ber nichtweissen Bevölkerungsgruppen. Angebliche Frauenfreundlichkeit demonstrierte die Gruppe um Trump immer wieder. Es gab zahlreiche Frauen im Wahlkampfteam und auch später in seinem Berater:innenteam. Seine Tochter Ivanka Trump oder auch Sarah Huckabee Sanders und Kayleigh McEnany sind nur Beispiele und dürfen als Einfluss auf das Wahl- und Unterstützungsverhalten nicht unterschätzt werden. Auch 2025 hat Donald Trump aktuell mehrere Frauen in wichtige politische Ämter berufen. Neue Stabschefin ist Susie Wiles und Karoline Leavitt arbeitet als Medienchefin. Frauen stehen auch den Ministerien für Justiz, Landwirtschaft, Arbeit und Erziehung und anderen Bereichen vor.
Zu guter Letzt wird bei konservativen Frauen eine Art Antipathie oder ein «feindseliger Sexismus» gegenüber Frauen beobachtet. Sie unterstellen anderen Frauen, die Macht der Ma?nner an sich reissen zu wollen oder sie wenigstens zu untergraben. Diese toxische Denkweise soll auch wichtig sein, warum Frauen Donald Trump unterstützen – sei es gegen Hillary Clinton oder Kamala Harris. Traditionelle Geschlechterrollen vertreten heisst hier, eigene Privilegien schützen, indem die Unterstützung weissen Männern priorisiert wird.

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