Den Plastikwahn stoppen – sofort

lmt. Auf internationaler Ebene sind Verhandlungen für ein Abkommen zur Eindämmung der Plastikproduktion und -verschmutzung am Laufen. Die Schweiz ist auch dabei. Doch ändert sich der Kurs der Verhandlungen nicht, steht eine Katastrophe bevor.

Was hinterlassen wir zukünftigen Generationen, wenn wir Plastikproduktion und -konsum nicht reduzieren? Die Fakten liefern eine eindeutige Antwort: Eine Verdopplung bis Verdreifachung der Plastikproduktion in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Infolgedessen wird sich der Plastikmüll in den Meeren ebenfalls bis 2040 verdreifachen. » Weiterlesen

Sozialismus steht für solidarische Gesellschaft

Geneva Moser, Matthias Hui, Kurt Seifert. Macht es noch Sinn, im 21.Jahrhundert von Sozialismus zu sprechen? Woher kommt Hoffnung auf eine solidarische Gesellschaft? Ein Gespräch mit Maja Hess, Hauptrednerin am diesjährigen 1.Mai in Zürich, Feline Tecklenburg, geschäftsführende Co-Vorständin von «Wirtschaft ist Care» und dem kommunistischen Philosophen Michael Brie. Teil 2.

Feline Tecklenburg, wie kommen wir zu einer solchen Gesellschaftsform, in der die individuelle und die kollektive gesellschaftliche Ebene so verbunden sind, dass sich die Menschen nicht mehr zwischen der einen und der anderen entscheiden müssen?
Feline Tecklenburg: Eine spannende Frage. Ich habe den Schilderungen von Michael Brie über die Erfahrungen in sozialistischen Gesellschaften aufmerksam zugehört. Wenn sich Menschen hinter ein Ziel stellen, müssen sie meiner Meinung nach wissen: Ich tue es in Freiheit, ich habe eine Wahl. Deshalb frage ich mich, ob die Suche nach einer anschlussfähigen politischen Perspektive leichter fällt, wenn man den Fokus verschiebt, weg von einem Begriff wie «Sozialismus» zu einer funktionalen Fragestellung. Wirtschaft ist eine Verteilungsaufgabe, es geht um die Versorgung von Menschen und die Erhaltung des Planeten. Also ist die Wirtschaft erst mal Sorgearbeit. So können wir sehr pragmatisch fragen, was Menschen je nach ihren Bedürfnissen brauchen, um ein gutes Leben führen zu können. Im Frühjahr fand in der Umgebung von Berlin die Vergesellschaftungskonferenz statt. Die Organisator:innen benannten die Konferenz sehr clever: «Let’s socialize – Vergesellschaftung als Strategie für Klimagerechtigkeit». Damit haben sie das Gemeinwirtschaftliche, das Sozialisierende benannt, ohne sich direkt auf Sozialismus zu beziehen.

Michael Brie: Ich teile das. Man könnte das auch Sozialismus der Freiheitsgüter nennen. Unter dem Gesichtspunkt von globaler Ökologie und Gerechtigkeit müssen dabei Wahlmöglichkeiten drastisch verändert werden, es müssen neue geschaffen und andere abgeschafft werden. Wovor man sich nicht drücken darf, angesichts des zeitlichen und existenziellen Drucks aktueller Krisen: Es muss auch Zwang organisiert werden. Dieses Moment können wir gerade in langwierigen Transformationsprozessen nicht einfach verdrängen. Mit solchen Fragen hatten es auch die Sandinist:innen, die russischen ­Bolschewiki oder die Kommunisten in China zu tun. Wir können nicht nur von der individuellen Wahlfreiheit her denken, das ist es ja auch, was Sie zum Thema «Sorge» beschreiben. Wir müssen von einem Gesamten ausgehen, das noch gar nicht da ist. Können wir diesen Widerspruch auflösen?

Feline Tecklenburg: Sorge ist etwas, was alle angeht. Jede:r ist zur Welt gekommen, alle sind grossgezogen worden, alle müssen sich ums Überleben kümmern. Natürlich hat, plakativ gesagt, der Millionär damit weniger zu kämpfen als Personen, die kein Geld zur Verfügung haben. Aber frei sind wir nur in Abhängigkeit von anderen, wir werden in Bezogenheit aufeinander geboren und können nur frei agieren, wenn wir uns der Abhängigkeit bewusst sind. Das Verständnis von Freiheit als absoluter Unabhängigkeit ist eine Illusion. Zum Zwang: Wenn das eine ­reiche Prozent seine Bedürfnisse gegen die 99 Prozent durchsetzt, wird auch Zwang ausgeübt. Bei gerechter Verteilung geht es darum zu verstehen, was wir gewinnen, und nicht, was wir verlieren.

Michael Brie: Das ist mir zu harmlos. Die christliche, die jüdische Tradition spricht vom Gott der Gerechtigkeit, und das war ein ziemlich harter, auch strafender Gott. Ich sage das deshalb, weil ich oft das Gefühl habe, dass, wenn wir über Utopien nachdenken, wir uns vor diesen Widersprüchen zwischen Individuum und Gemeinschaft und durchaus auch vor der Härte, die mit der Realisierung der Utopie verbunden sein kann, drücken. Wie zwingen wir uns selbst, wie zwingen wir uns miteinander? Ich habe das Gefühl, wir machen es uns zu einfach. Maja Hess, Sie werden das in Nicaragua erlebt haben.

Maja Hess: Ich diskutiere Begriffe wie Freiheit, freie Wahl, Individualität aus dem Kontext meines Aufwachsens in einem kapitalistischen System heraus. Meine subjektive Wahrnehmung, auch meine Psyche, meine Verfassung, meine Emotionalität, meine Beziehungen sind durchtränkt vom kapitalistischen System. Wenn alle um mich herum in einer bestimmten Weise funktionieren, ist es für mich sehr schwierig, anders zu funktionieren. Kürzlich hat mir Lolita, eine Quiché-Frau aus Guatemala, eine eindrückliche Geschichte erzählt. Indigene Feministinnen waren gemeinsam mit ihr, einer Leaderin unter den indigenen Frauen, in einem Bus unterwegs. Lolita hatte bereits mehrere Todesdrohungen von Paramilitärs erhalten. Der Bus wurde von Bewaffneten angehalten. Sie schrien in den Bus: «Wer ist Lolita?» Lolita wollte sich erheben. Da flüsterte die Frau neben ihr, indem sie sie zurück in den Sitz drückte: «Du stehst nicht auf, du wirst umgebracht, wenn du aufstehst.» Dann sagte eine andere Frau: «Ich bin Lolita.» Sie wurde aus dem Bus gezerrt und draussen verprügelt, sie verlor drei Zähne. Darauf die nächste Frau: «Ich bin Lolita.» Auch sie wurde verprügelt. Am Schluss waren alle Lolita. Um die eine Frau zu schützen, setzten sich alle Frauen der Gefahr aus, umgebracht zu werden, und erfuhren massive Gewalt. Gleichzeitig konnte eine der Frauen die Gemeinden vor Ort alarmieren. Die Leute eilten aus den Dörfern herbei, mit Hacken, Spaten, Steinen – Kinder und Erwachsene. Daraufhin zogen die Bewaffneten ab. Eine solche Geschichte kann ich mir hier nicht vorstellen. Das ist vielleicht diese Härte, die politische Konsequenz, von der Sie, Micha Brie, vorher gesprochen haben. Das kollektive Moment des Widerstands dieser Frauen ist aus einer anderen individuellen und kollektiven Wahrnehmung als unserer hier im Westen heraus entstanden.

Maja Hess, in Rojava, versucht die vor allem kurdische Bewegung, mit einem konföderalen, basisdemokratischen System die Bevölkerung in wichtige Entscheidungen einzubeziehen und ein multiethnisches und -religiöses Zusammenleben zu ermöglichen. Ist das ein Ort, an dem der Sozialismus erprobt wird? Wie viel Zwang steckt in diesem Versuch?
Maja Hess: In der kurdischen Bewegung habe ich viele kollektive Strukturen kennengelernt, die mich beeindruckt haben. Etwa im Frauendorf Jinwar. In diesem Dorf werden alle Einkünfte, egal, woher sie kommen, in einen Topf geworfen, und das Geld wird entsprechend den Bedürfnissen der Frauen und ihrer Kinder verteilt. Die Frauen versuchen, eine kleine landwirtschaftliche Produktion aufzubauen. Beziehungen werden aktiv, kollektiv gestaltet: Wie gehen wir miteinander um? Wie gestalten wir unser Leben? Faszinierend ist für mich der Versuch, in der ganzen Gesellschaft in den kurdischen Gebieten die Frauenbefreiung umzusetzen. Politische Partizipation von Frauen wird vorangetrieben, unter anderem durch eine Regelung, dass überall eine Frau und ein Mann an der Spitze einer Organisation, Partei und so weiter stehen. Kollektive Strukturen werden aufgebaut, indem Frauen zum Beispiel beginnen, in Wohngemeinschaften zusammenzuleben, nicht mehr im Clan und im patriarchalen System. Das schafft für viele, gerade junge Frauen einen Raum der Freiheit als Alternative zu den vorgezeichneten Wegen: heiraten, Kinder haben, sich unterwerfen. Natürlich gibt es Widersprüche und Widerstand. Nicht alle in Rojava lebenden Menschen sind mit diesem Weg, diesem sozial-politischen Modell einverstanden.

Das Stichwort «Kritik und Selbstkritik» dürfte Sie, Micha Brie, an China und an den Maoismus erinnern. Sie haben als Kind eines DDR-Diplomaten ein paar Jahre in China gelebt und setzen sich noch heute intensiv mit China auseinander. Wir haben von kleinräumigen Versuchen gesprochen, China ist das Gegenteil. Was an China ist aus Ihrer Sicht sozialistisch?
Michael Brie: Ich will dazu nur eine Geschichte erzählen. Ein Professor, mit dessen Sohn ich einst in Schanghai zu tun hatte, wurde von der Partei beauftragt – ob mit Zwang oder nicht, weiss ich nicht –, aufs Dorf zu gehen. Er sollte mit seinen Kompetenzen und Verbindungen dafür sorgen, dass dieses Dorf innerhalb von drei Jahren durch einen Selbstorganisationsprozess in die Lage kommt, die Lebensbedingungen deutlich zu verbessern, die Einkommen der Landbevölkerung zu verdoppeln und eine zukunftsfähige Wirtschaft aufzubauen. Wenn wir über China reden, sollten wir zumindest neugierig sein auf die vielen Experimente, die in dieser Richtung gemacht werden. Mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Und in grossen Widersprüchen zwischen einer kommunistischen Staatspartei mit maoistischen Traditionen einerseits und einer sozialistischen Marktwirtschaft mit starken kapitalistischen Zügen andererseits. Wir sollten Entwicklungen und Widersprüche in China studieren. Wir können dabei viel lernen, auch darüber, was wir garantiert nicht machen sollten.

Feline Tecklenburg: Beides sind sehr unterschiedliche Erzählungen aus Rojava und aus China, die unter dem Stichwort «Sozialismus» fungieren. Das verdeutlicht für mich nochmals die Untauglichkeit dieses Worts. Gibt es dabei überhaupt noch etwas Vereinendes auf übergeordneter Ebene? Maja Hess hat das, was mir wichtig ist, schön verdeutlicht: Kraft entsteht in den kleinen lokalen Projekten, die in Nischen und Lücken wachsen können. Dort sehe ich momentan die grösste Hoffnung, weil es so konkret ist.

Michael Brie: Es wird Momente geben, in denen es um ganz grosse Veränderungen geht. Oft waren es die rechten oder sogar faschistischen Kräfte oder die neoliberalen Kräfte, die auf grosse Krisensituationen gut vorbereitet waren. Wenn sich die Linke nicht darauf vorbereitet, wird sie den wirklichen Ausbruch aus dem Kapitalismus nicht erreichen.

Maja Hess. Ich möchte noch auf die Frage des Scheiterns eingehen. Gerade die Entwicklung in Nicaragua war und ist für mich persönlich sehr schwierig. Ich habe gelernt: Es gibt historische Momente: Die Revolution in Nicaragua war ein solcher, und ich hatte das Glück, dabei zu sein. Und irgendwann ist es nicht mehr das, was es war. Aber es ist gewesen. Dem, was real möglich war, seinen historischen Wert zu geben, ist unglaublich wichtig. Revolutionäre Erfahrungen haben ihren Wert nicht verloren, weil sich die Geschichte verändert hat. Die revolutionäre Erfahrung bleibt im Gedächtnis der Menschen, im Herzen der Menschen. Das hilft mir, mit Niederlagen oder mit Scheitern besser umzugehen. Für mich sind Risse in der verhärteten kapitalistischen Gesellschaftsordnung Hoffnung und Realität zugleich. Der Globale Süden hat eine stärkere Stimme als früher, er kann sich mehr Raum verschaffen. Die Stimmen von indigenen Menschen, People of Color, Feministinnen sind in unserer Gesellschaft stärker geworden. Neue Ideen und Projekte entstehen im Globalen Süden und haben Verbindung zum Norden. Soziale Bewegungen wie die weltweit aktiven Klimabewegungen und feministischen Bewegungen finde ich unglaublich wichtig, das sind Hoffnungsschimmer.

Erstveröffentlichung: Neue Wege 5.24, September 2024. Teil 1 des Interviews ist in der Ausgabe 31/32 zu lesen.

Zu den Gründen unserer Niederlage

Egon Krenz. Wer für einen neuen Sozialismus kämpfen will, muss sowohl die Vorzüge als auch die Unvollkommenheiten des vergangenen analysieren. Dies schliesst ein, Antworten auf die Fragen zu finden: Was ist bewahrenswert am gewesenen Sozialismus, und was darf sich nicht wiederholen?
Teil 2.

Für den Untergang der DDR gibt es ein ganzes Knäuel von Ursachen: objektive und subjektive, nationale und internationale, ökonomische und politische, vermeidbare und unvermeidbare. Viele von ihnen gehen weit vor das Jahr 1989 zurück und über die Grenzen der DDR hinaus.

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Sozialismus steht für solidarische Gesellschaft

Geneva Moser, Matthias Hui, Kurt Seifert. Macht es noch Sinn, im 21.Jahrhundert von Sozialismus zu sprechen? Woher kommt Hoffnung auf eine solidarische Gesellschaft? Ein Gespräch mit Maja Hess, Hauptrednerin am diesjährigen 1.Mai in Zürich, Feline Tecklenburg, geschäftsführende Co-Vorständin von «Wirtschaft ist Care» und dem kommunistischen Philosophen Michael Brie. Teil 1.

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Zu den Gründen unserer Niederlage

7.Oktober 1989: Feier zum 40-jährigen Bestehen der DDR.
Bild: zVg

Egon Krenz. Wer für einen neuen Sozialismus kämpfen will, muss sowohl die Vorzüge als auch die Unvollkommenheiten des vergangenen analysieren. Dies schliesst ein, Antworten auf die Fragen zu finden: Was ist bewahrenswert am gewesenen Sozialismus, und was darf sich nicht wiederholen? Teil 1.

Ab 1984 nahm ich an den Beratungen des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und der Staaten des Warschauer Vertrages auf höchster politischer Ebene teil.

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Was ist mit der Inflation passiert?

dom. Man könnte meinen, die Inflation sei überwunden. Und allseits wird der Eindruck vermittelt, das habe mit den weisen geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken zu tun. Empirische Ermittlungen deuten jedoch in eine andere Richtung und stellen die monetaristische Lehre ein weiteres Mal infrage.

Noch vor einem Jahr füllten Inflationsprognosen, Kritiken an der Geldpolitik der Notenbanken und Spekulationen auf künftige Leitzinsentscheide die Zeitungen.

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Milliardengeschenk für Milliardäre

Das Milliardengeschäft mit Medikamenten

Felix Litschauer. Einmal mehr beweist eine Recherche, dass die Pharmaindustrie satte Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit einfährt. Das Grundübel ist das Patentrecht. Es ist an der Zeit, dass ein Aufschrei durch die Gesellschaft geht.

Mitte Juni ging ein Aufschrei durch die Community des globalen Gesundheitsaktivismus, als die Journa-list:innen von Investigate Europe die Ergebnisse einer monatelangen Recherche zu Medikamentenpreisen in Europa veröffentlichten.

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Pharma für Alle!

sit. Zwölf Organisationen lancieren in Basel die städtische Volksinitiative «Pharma für Alle (Basler Pharma-Fonds)». 70 Millionen Franken jährlich sollen dazu beitragen, dass sich der Kanton Basel-Stadt für die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten einsetzt.

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt informierte am 24.Juni darüber, wie er die Mehreinnahmen aus der OECD-Mindestbesteuerung zu verwenden gedenkt.

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Unsere Kultur wiederbeleben

sit. Die Arbeiter:innenkultur geniesst heute, falls überhaupt, noch ein Mauerblümchendasein. Das war nicht immer so, und die Kultur der Klasse für die Klasse hatte einen grossen Einfluss auf die Organisation der Lohnabhängigen. Das Verschwinden der eigenen Kultur ist ein Spiegelbild des Zustands der Arbeiter:innenbewegung – oder gar mehr?

Arbeiter:innenkultur. Also Kultur, die von Arbeiter:in-nen für Arbeiter:innen erschaffen wird. Ja, man mag es heutzutage kaum glauben, aber so was gab es mal. In den 1950er- bis 1970er-Jahren besuchten jeweils mehrere hundert Menschen die Anlässe des Vereins Kultur und Volk in Zürich. Heute ist die Arbeiter:innenkultur in der Schweiz kaum mehr zu finden. Das ist kein Zufall, denn auch die Arbeiter:innenbewegung befindet sich nicht in einer Blütezeit. Kann eine Wiederbelebung der eigenen Kultur, also jene der Klasse für die Klasse, dazu beitragen, dass die Bewegung wieder wächst, gar an gesellschaftlichem Einfluss gewinnt? » Weiterlesen

KI als Katalysator von Diskriminierungen

FrauenLesbenKasama. Spätestens seit ChatGPT, DeepL, Lensa und Co. ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Ob sie nun als genialer Fortschritt oder gefährliche Entwicklung dargestellt wird, alle scheinen sich einig darin, dass sie die Welt so stark verändern wird, wie schon lange keine neue Technologie mehr. Wir werfen einen feministischen Blick auf das Thema.

Zuerst die Frage: Was ist eigentlich künstliche Intelligenz (KI) und wie funktioniert sie? Bianca Prietl, Professorin für Geschlechterforschung mit Schwerpunkt Digitalisierung an der Universität Basel, erklärt in ihrem Artikel «Wider den Mythos von neutraler Technik» (Uni Nova, Januar 2023): «Wenn wir heute von KI sprechen, meinen wir in der Regel einen datenbasierten, auf ‘maschinellem Lernen’ beruhenden Ansatz: Algorithmen werten riesige Datensätze aus (Stichwort big data), um darin Muster zu identifizieren und Regeln über das betrachtete Phänomen abzuleiten.»

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Roter Mohn am Monte Cassino

Gerhard Feldbauer. Die Schlacht um den Berg Cassino südlich von Rom brachte die Wende zugunsten der Alliierten gegen die deutsche Wehrmacht, die sich an der sogenannten Gustav-Linie verschanzt hatte. Der Angriff begann Mitte Januar 1944. Die strategische Schlüsselstellung der Verteidigungslinie war das Kloster auf dem Berg.

Am 9.September 1943 landeten die Alliierten mit ihrer Hauptstreitmacht unter dem Kommando des Oberbefehlshabers Dwight David «Ike» Eisenhower bei Salerno südlich von Neapel. Nach monatelangen Verzögerungen der Kampfhandlungen eröffneten die anglo-amerikanischen Truppen am 17.Januar 1944 ihre Offensive gegen die sogenannte Gustav-Linie der Hitlerwehrmacht.

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Die Stadt Zürich und «ihre» Spanienfreiwilligen

Der Zürcher Genosse Otto Brunner führte im spanischen Bürgerkrieg als Kommandant das Bataillon Tschapajew an. Bild: wikipedia

sit. Wie war der Umgang der Stadt Zürich mit jenen, die im spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus gekämpft hatten? Zu dieser Frage gibt es – dank eines Postulats der AL-Gemeinderäte David Garcia Nuñez und Andreas Kirstein – einen Bericht, der auch Einblicke in die Lebenssituation der Betroffenen ermöglicht.

«Diejenigen, die in die Schweiz zurückkehrten, wurden von der Militärjustiz zu unterschiedlich langen Haftstrafen verurteilt, die von wenigen Monaten bis zu zwei Jahren reichten. Hinzu kam die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenhaftigkeit für eine ebenfalls variable Dauer von einem Jahr bis zu fünf Jahren», ist im Bericht über das Rechercheprojekt «Zürich und die Spanienfreiwilligen» zu lesen. Die Rede ist von jenen Schweizer Frauen und Männern, die von 1936 bis 1939 im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republikaner:innen kämpften.

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«Ja, die sollen nur kommen, wir ziehen sie gleich ab»

Der Gasthof «Zum Hirschen» war eine klassische «Büezerbeiz» jener Jahre.

flo. Vor 90 Jahren, im Januar 1934, wurde eine Versammlung von Schweizer Frontist:innenen, die sich in Winterthur treffen wollten, von Werktätigen und linkspolitisch Organisierten aus der Stadt gejagt. Was geschah aber damals bei den Gasthäusern Freihof und Hirschen, und was kann unsere Klasse heute daraus lernen?

Der Donnerstag, 25.Januar 1934, war ein hektischer Tag in der sonst eher beschaulichen Arbeiter:innenstadt Winterthur mit seinen damals etwas über 50000 Einwoh-ner:innen. Über Nacht waren in der Stadt Zettel der Nationalen Front aufgetaucht. Die sogenannten Fronten riefen zur Versammlung im roten Töss, wie man das Winterthurer Arbeiter:innenquartier im Süden der Eulachstadt allenthalben nannte.

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Lenin und sein Wirken in der Schweiz

André Rauber. Lenin kehrte beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Schweiz zurück und lebte zuerst in Bern und ab 1916 in Zürich. Er kam rasch in Kontakt mit führenden Persönlichkeiten der schweizerischen Arbeiter:innenbewegung sowie junge Aktivist:innen und fordert ein revolutionäres Programm für die Schweizer Sozialist:innen – Teil 2.

Am 1.Dezember 1916 schrieb Lenin einen Brief an Arthur Schmid, Führungsmitglied der SPS. Im Schreiben schlug Lenin eine Volksinitiative vor, mit dem Ziel der Beseitung des Militarismus sowie der Enteignung der kapitalistischen Grossbetriebe. Er hält weiter fest, dass die Schweiz eine Regierung benötigt, «die sich nicht auf die Bourgeoisie, sondern auf die grosse Masse der Lohnarbeiter und der kleinen Leute stützt».

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«Man kann nur von einer Revolution sprechen, wenn …»

Sabine Kebir. Bereits Benito Mussolini betrieb Diskurspiraterie bei linken Begriffen, wie seine demagogische Verwendung des populären Revolutionsbegriffs zeigt. Bekanntlich fand Mussolini gelehrige Schüler:innen bei den deutschen Faschist:innen. Er bleibt auch der eigentliche Lehrer späterer europäische rechter Poltiker:innen. Zum Missbrauch von Gramscis Kulturtheorien durch rechtsextreme Kräfte.

Im populären linken Begriffsfundus zu wildern, gehört zum geläufigen Alltagsgeschäft extrem rechter Parteien. Eine wichtige Facette dieser Praxis ist die formale Instrumentalisierung von Antonio Gramscis Hegemonietheorie, wonach in westlichen Staaten mit parlamentarischer Demokratie ein Umbruch zu einer sozialistischen Zivilisation durch bewusste Willensentwicklung der Mehrheit der Bürger:innen kulturell vorbereitet werden muss.

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Lenin und sein Wirken in der Schweiz

André Rauber. Lenin kehrte beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Schweiz zurück und lebte zuerst in Bern und ab 1916 in Zürich. Er kam rasch in Kontakt mit führenden Persönlichkeiten der schweizerischen Arbeiter:nnenbewegung sowie junge Aktivist:nnen und beteiligte sich intensiv an den Debatten. Er fordert ein revolutionäres Programm für die Schweizer Sozialist:innen – Teil 1.

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Keine einfache, linke Zeitreise

Die RAF-Gründungsmitglieder Andreas Bader und Gudrun Ensslin.

Peter Nowak. In ihrem Roman «Erzählung zur Sache» stellt die Autorin Stephanie Bart die Rote Armee Fraktion und ihre Texte in den Mittelpunkt. Die Spannung entwickelt das Buch aus der literarischen Verarbeitung des historischen Materials. Bart erzählt eine Geschichte des Widerstands.

«Natürlich hätte die Rote Armee Fraktion, anstatt jedes Gespräch mit Gleich- und Ähnlichgesinnten im Keim zu ersticken, sprechen lernen, zusammenarbeiten und auch mal Erklärungen schreiben können, die man gerne las». Dieser Satz findet sich auf Seite 208 von Stephanie Barts Roman «Erzählung zur Sache». In dem Buch verarbeitet sie auf über 670 Seiten literarisch Erklärungen der RAF, Briefe der Gefangenen und Erklärungen, die sie vor Gericht gehalten haben oder halten wollten.

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Gramsci zu Kultur, Demokratie und Zivilgesellschaft

Eine Veranstaltungsreihe der Partei der Arbeit und der sozialistischen Zeitung vorwärts mit Sabine Kebir, freie Publizistin zu politischen, kulturellen und  literarischen Themen.

«Im Westen bestand zwischen Staat und Zivilgesellschaft ein ausgewogenes Verhältnis, und beim Wanken des Staates entdeckte man sogleich eine robuste Struktur der Zivilgesellschaft. Der Staat war nur eine vorgeschobener Schützengraben, hinter welchem sich eine robuste Kette von Festungen und Kasematten befand.»
Antonio Gramsci

Bern, Samstag, 27.Januar 2024
Breitsch-Träff, Breitenrainplatz 27,
Vortrag und Diskussion um 16 Uhr,
anschliessend cena popolare und musikalische Unterhaltung

Zürich, Sonntag, 28.Januar 2024
Helmi, Hohlstrasse 86c
Brunch ab 11.30 Uhr
Vortrag und Diskussion um 13 Uhr

Basel,  3.Februar 2024
Ort und Zeit folgen auf pdasbasel.ch

Texte zu Gramsci

Das politische Leben Antonio Gramscis
Antonio Gramsci legte die strategische Basis für die erfolgreiche Arbeit der Kommunistischen Partei Italiens im antifaschistischen Widerstand und für die Jahrzehnte nach dem 2.Weltkrieg. Er erkannte, dass ein erfolgreiches revolutionäres Bewusstsein nicht nur politisch, sondern auch kulturell und von historischem Wissen geprägt sein muss.
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Die Revolution gegen das Kapital
Der italienische Kommunist Antonio Gramsci erkannte als Erster die Gefahr, die vom Faschismus ausging und warnte vor ihm. Mit seinem Wirken und seinen Arbeiten auch noch als todkranker Mann im Kerker leistete Gramsci ein ungeheures Pensum an theoretischen Erkenntnissen für den revolutionären Kampf.
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Antonio Gramscis Zivilgesellschaft
Für die politische Praxis der Linken sind Gramscis Theorien der Zivilgesellschaft und der Hegemonie von besonderer Bedeutung. Er entwickelte sie aus der historischen Relativierung der Revolutionsperspektive in Russland und in den mittel- und westeuropäischen Ländern, von ihm kurz als «Westen» bezeichnet.
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