Individuum und Gesellschaft

Peter Berger. «Freies Denken und die Emanzipation der Persönlichkeit» lautet das Hauptthema am Kongress der Weltunion der Freidenker vom 23. Juni in Basel. Dieser Teil der Tagung ist öffentlich und beginnt um 10.30 Uhr. Der Kongress findet im Hotel Alexander (beim Messeplatz) statt.

Das Tagungsthema bezieht sich unter anderem auf das Spannungsfeld zwischen Individualismus und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Jener Teil der FreidenkerInnenbewegung, der seine Religionskritik auf eine materialistische Grundlage stellt, findet dazu Antworten bei den Klassikern des Marxismus. Individuum und Kollektiv werden da nicht gegeneinander ausgespielt. Vielmehr «versuchten sie, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft im Kommunismus als einer gegenüber der bestehenden bürgerlichen Gesellschaft höher entwickelten Formation historisch-praktisch und begrifflich neu zu bestimmen» (Werner Goldschmidt). Der abstrakte Gegensatz beider Pole wird dialektisch überwunden. «Die freie Entwicklung eines jeden (ist) die Bedingung für die freie Entwicklung aller», heisst es dazu im Kommunistischen Manifest.

Kampf im Unterbau
In der FreidenkerInnenbewegung gibt es traditionell zwei Hauptströmungen. Die eine ist eher bürgerlich-rational ausgerichtet, aber oft auch in alter Kulturkampfrethorik stecken geblieben oder einem ideologischen Atheismus huldigend. Die andere, lange Zeit die dominierende Strömung in der Bewegung ist materialistisch geprägt und verknüpft ihre Religionskritik mit Gesellschaftskritik. Für sie ist Religion kein Feindbild, sondern wie alle Erscheinungen des gesellschaftlichen Überbaus zu behandeln: als Ausdruck der menschlichen Selbstentfremdung durch die kapitalistische Produktionsweise. Oder, wie Karl Marx es gesagt hat: Es gilt, «nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven». Der Kampf ist im ökonomischen Unterbau der Gesellschaft zu führen. Und dieser Kampf kann zum Beispiel auch nicht auf die Unterstützung von Menschen verzichten, die aus religiösen Gründen für emanzipatorische Kämpfe motiviert sind.
Die Weltunion der Freidenker mit Sitz in Paris ist die Dachorganisation von Landesverbänden und regionalen Gruppierungen der FreidenkerInnen. «Die Freidenkerbewegung tritt für Frieden und Abrüstung ein und kämpft gegen Kriege, Militarismus, Kolonialismus und Kriegspropaganda.» So steht es in der Satzung über die Grundsätze und Ziele der Weltunion der Freidenker, der man auch als Einzelmitglied beitreten kann: www.profan.ch

Medienmitteilung der PdAS zu den Abstimmungen vom 10. Juni 2018

Wie es zu erwarten war, wurde die Vollgeld-Initiative klar und deutlich abgelehnt. Die Partei der Arbeit der Schweiz (PdAS) hatte die Initiative mit einem «kritischen Ja» unterstützt. Der PdAS ging die Initiative zu wenig weit, doch sie schränkte den Spielraum der Banken etwas ein und hätte einen – wenn auch sehr beschränkten – politischen Einfluss auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) ermöglicht. Dies ging der SNB aber bereits viel zu weit. Sie wehrte sich stellvertretend für alle Schweizer Banken gegen jegliche demokratische Einmischung in ihre Geschäfte, ganz nach dem Motto: Die Politik kann tun und lassen, was sie will, sie darf dabei aber unsere Kreise nicht stören. Die Initiative stört diese Kreise. Das kritische Ja der PdAS ist auch nach der Abstimmung als Zeichen zu verstehen, dass diese Kreise gestört werden müssen, dass dies aber bei Weitem nicht genügt: Sie müssen bekämpft werden mit dem Ziel, sie unter die demokratische Kontrolle der Bevölkerung zu bringen.

Ein Ja hatte die PdAS auch zum Geldspielgesetz empfohlen. Sie nimmt daher die deutliche Zustimmung durch die Abstimmenden mit Freude zur Kenntnis.

Partei der Arbeit der Schweiz
10. Juni 2018

Wer steckt hinter den Protesten?

Plünderungen in Nicaragua

Sergio Alejandro Gómez. Angesichts des hohen Grades an Organisation, des Umfangs der Schäden und der Teilnahme von kriminellen Gruppen an den Protesten in Nicaragua stellens sich zwei Fragen: Was ist die Ursache der Demonstrationen? Wer steht hinter den gewalttätigen Gruppen?

Was zunächst als ein einfacher Bürgerprotest erschien wegen des Anstiegs der Beiträge zur Sozialversicherung in Nicaragua, mündete in eine Welle der Gewalt, die wenigstens ein Dutzend Tote und Hunderte von zerstörten Einrichtungen zurückliess.

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Gewalt, Schande, Schuld

dab. Keine systemstützende Darstellung der 68er-Bewegung und ihrer Folgen verzichtet auf die moralisierende Aburteilung des linken bewaffneten Widerstands gegen Kapitalismus und Imperialismus der Siebziger und Achtziger Jahre. Ulrike Meinhofs Tochter ist auch dabei.

Hippies, KünstlerInnen und StudentInnen griffen in der 68er-Bewegung teilweise zu heftigen Methoden, um die für die meisten unbewusste Fremdbestimmung in sich selbst und in der Gesellschaft zu bekämpfen.

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Raus aus der Defensive

IG Sozialhilfe. Vor wenigen Wochen endete die Frühlingssession in Bern. Aus sozialpolitischer Perspektive tat sie dies mit einem Grauen: An allen Ecken und Enden wurde gekürzt und gespart. Der Generalverdacht gegenüber Armutsbetroffenen wurde gesetzlich verankert. Doch es regt sich Widerstand!

In der vergangenen Frühlingssession hat sich ein Szenario wiederholt, das in der Politiklandschaft der Schweiz mittlerweile weit verbreitet ist: Der Bundesrat schlägt Kürzungen im Sozialbereich vor, die Rechte interveniert und die bürgerliche Ratsmehrheit segnet einen weit drastischeren Sozialabbau ab, als er von der Landesregierung vorgesehen war – so zuletzt bei den Ergänzungsleistungen. Wollte der Bundesrat 200 Millionen Franken bei diesem Instrument des sozialen Ausgleichs sparen, beschloss der Nationalrat gar eine Reduktion um 500 Millionen Franken. » Weiterlesen

Schwindel «Der dritte Weg»

Nikos Mottas. Der «Prager Frühling» vor 50 Jahren wird von der antikommunistischen Propaganda gerne als Freiheitskampf für einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» verkauft, war aber klar ein konterrevolutionärer Kampf für Vollblutkapitalismus.

Der tschechische Ökonom Ota Šik (1919-2004), Befürworter des «dritten Wegs», gestand in einem Interview in den frühen 90er Jahren ein, dass das Ziel der sogenannten Reformen nicht die Erneuerung des Sozialismus und die Errichtung eines «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» gewesen war, sondern die Wiederherstellung des kapitalistischen Systems. «Der dritte Weg», stellte Šik fest, «war ein Manöver, das in die Irre führen sollte. Sogar damals war ich davon überzeugt, dass ein Vollblutkapitalismus die einzige Lösung war».

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Dylan Calling!

Bob Dylan

H. P. Gansner. Drei Romane prägten den jungen Bob Dylan, der auch dadurch Pazifist wurde und blieb. Dylan konzentriert in seinem Schaffen Raum, Zeit und Aktion des US-amerikanischen Mythos wie kein anderer. Dylan hat zu Recht einen Platz in den Geschichtsbüchern der Kunst.

Das Büchlein von Hoffmann und Campe, der auch die gesamte Poetry inklusive Noten zu den Songs (plus einen weniger prätentiösen ergänzenden zweiten Band) sowie das erzählerische Werk herausgegeben hat, legt ein Bijou in schwarzer Seide vor, kaum grösser als ein Eisenbahnkursbuch, als es noch Eisenbahnkursbücher gab. Dylan ergänzt in seiner Vorlesung, die er in den Vereinigten Staaten hielt, seine Dankesrede, die er mit etlicher Verspätung in Schweden damals hielt.

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Zwangsarbeit für Apple

tai. In chinesischen Apple-Zulieferbetrieben werden die Rechte der ArbeiterInnen massiv verletzt. Studierende von Fachhochschulen werden unter dem Vorwand von «Praktika» als Billig-Arbeitskräfte missbraucht.

Der Apple-Konzern, das «wertvollste» Unternehmen der Welt, lässt seine elektronischen Geräte grösstenteils in Taiwan und China herstellen. Seit 2010 hat der Konzern begonnen, seine Fabriken in Gegenden mit tieferen Arbeitskosten zu versetzen. Foxconn, das grösste Subunternehmen von Apple, verlegte beispielsweise seine Hauptproduktionsstätte von Shenzhen in die weniger entwickelte Stadt Zhengzhou.

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Im Staate der Eidgenossen

Russland, wir kommen! Im Juni 2018! Und wir kommen, um zu bleiben und zwar einen Monat lang. Unser Kapitän Stephan Lichtsteiner gab kurz nach dem historischen Sieg dem Tessiner TV zu Protokoll: «Es ist an der Zeit, Geschichte zu schreiben. Wir wollen mindestens in den Viertelfinal.» Mindestens das Viertelfinale, so weit sind wir noch nie gekommen. Aber das Fussballvolk der Eidgenossenschaft will dieses Mal mehr als nur das Mindeste. Wir wollen alles, wir wollen Weltmeister werden. Kein Witz. Es ist an der Zeit, die falsche Bescheidenheit über Bord zu werfen. Jawohl, wir fahren mit breiter Brust nach Russland, toppen in Sachen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gar die Deutschen und künden ihnen an: Wir warten auf euch im Finale, am 15. Juli 2018, 18.00 Uhr Ortszeit in Moskau. Und seid bitte pünktlich, wir SchweizerInnen bestehen darauf, vor allem dann, wenn wir Geschichte schreiben.

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«Unser Ziel: der Sozialismus»

red. Warum braucht es eine Kommunistische Jugend Schweiz (KJS)? Was sind ihre Aufgaben? Was für Herausforderungen stellen sich? Die gekürzte Rede des neugewählten Co-Präsidiums der KJS am Gründungskongress vom 11. November.

Vor 170 Jahren haben Karl Marx und Friedrich Engels die Worte «Ein Gespenst geht um Europa – das Gespenst des Kommunismus» im Kommunistischen Manifest ausgesprochen. Heute nach 170 Jahren ist klar, dass der Marxismus-Leninismus kein Gespenst ist, sondern das aktuellste Bedürfnis für eine gleichberechtigte, gerechte, freie Welt.

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Den Schraubstock sprengen

Brigitte Berthouzoz. Die Europäische Linke hat in Marseille ein Forum organisiert, um eine Plattform der Debatte, Kooperation und Koordination zwischen den verschiedenen Kräften, den Parteien und sozialen Bewegungen zu entwickeln.

Sei es die Internationale Arbeiterassoziation von 1864, die Kommunistische Internationale, das Weltsozialforum, das Forum von São Paulo oder in Europa die Partei der Europäischen Linken (EL): Seit jeher versuchen linke und progressive Kräfte sich über nationale Grenzen hinaus zu organisieren, um gemeinsame Standpunkte und Politiken zu entwickeln.

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Ein Schritt vor, zwei zurück

Amanda Ioset. National- und Ständerat werkeln mit entgegengesetzten Absichten und ergebnislos am Status der vorläufigen Aufnahme und der schützwürdigen Personen im Asylrecht. Dabei benötigen Zehntausende mit Ausweis F einen besseren Schutz.

«Personen ohne gültigen Asylgrund dürfen nicht integriert werden; es geht darum, das Ziel, sie in ihr Land zurückzuschaffen, nicht aus den Augen zu verlieren.» Das sagt die Staatspolitische Kommission (SPK) des Ständerats in einem Medienkommuniqué vom 29. August. Mit sieben gegen vier Stimmen verwarfen die Kommissionsmitglieder eine Motion der SPK des Nationalrats, die verlangte, den Status der vorläufigen Aufnahme aufzugeben.

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Ein Kampf um die Stärkung der Partei

Patrik Köbele. Am 24. September finden in Deutschland die Bundestagswahlen statt. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) wird sich zur Wahl stellen. Patrik Köbele, der Vorsitzende der DKP, berichtet über das Wahlprogramm und
die Strategiedebatten der Partei.

Mit grosser Sicherheit wird die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) nicht in den nächsten Deutschen Bundestag einziehen. Das verhindert schon die undemokratische 5-Prozent-Hürde im deutschen Wahlgesetz. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar gross, dass das Ergebnis der DKP irgendwo weit unterhalb von einem Prozent liegen wird. Trotzdem kandidieren wir. Warum?
Zuerst sind es politische Gründe. Die DKP hat sich ein Sofortprogramm erarbeitet, dass konsequent die Ursachen und VerursacherInnen von Krieg, Flucht und Armut benennt und das Forderungen beinhaltet, die der Instrumentalisierung der Flüchtenden zur Erhöhung der Konkurrenz unter den Ausgebeuteten entgegenwirkt. Dazu gehören der Bau von günstigen Wohnungen, 260 000 Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, mehr Schulen, Lehrer-Innen, Kindergärten, Jugendzentren. Wer soll das bezahlen? Die VerursacherInnen von Krieg, Flucht und Armut, mit einer Millionärssteuer (in Deutschland leben über eine Million MillionärInnen), mit der Kürzung der Rüstung, dem Stopp aller Auslands-einsätze der Bundeswehr. Dieses Sofortprogramm ist einzigartig. Und einzigartig ist die Einordnung dieser Reformforderungen in eine revolutionäre Strategie. Diese Einzigartigkeit ist der erste Grund für unseren Wahlantritt.

Eine riesige Herausforderung
Der zweite ist unsere Schwäche. Wir schätzen ein, dass wir uns auf eine wachsende Aggressivität des deutschen Imperialismus nach innen und aussen einstellen müssen. Wenn wir uns weiter vorstellen, dass die DKP weiter an Stärke verliert, dann ist das eine schlimme Vorstellung. Wir müssen gegensteuern und begreifen deshalb den Antritt zu den Bundestagswahlen als einen Kampf um die Stärkung der Partei. Eine undemokratische Hürde der Herrschenden zwingt uns dabei zu einer Offensive in der Ansprache der Menschen. Um zur Wahl antreten zu können, benötigen in Deutschland kleine Parteien in jedem der 17 Bundesländer Unterschriften von WählerInnen. In den meisten Bundesländern jeweils 2000, insgesamt also über 30 000. Das ist für eine kleine Partei mit knapp 3000 Mitgliedern und teilweise schwachen Strukturen, wie das bei der DKP der Fall ist, eine riesige Herausforderung.
Wir haben das nicht überall geschafft, in zwei Bundesländern ist die DKP gar nicht angetreten, weil dort die GenossInnen im Zuge der strittigen Debatten in der DKP die Kandidatur ablehnten (trotz eines deutlichen Beschlusses des Parteitags). In 5 Bundesländern haben wir die Hürde der Unterschriften nicht erreicht. Ersteres ist ein Problem, weil sich die Frage der Verbindlichkeit von Beschlüssen stellt. Zweiteres ist nicht schön, aber die GenossInnen vor Ort sind keineswegs frustriert, auch sie waren mehr auf der Strasse und insgesamt wissen wir nun deutlicher, wie und wo die Probleme unserer Verankerung liegen.

DKP und Linkspartei
Manche Diskussion im Vorfeld unseres Beschlusses, zur Wahl anzutreten, dreht sich um die Frage, ob wir damit nicht der Partei Die Linke schaden würden. Einig waren wir uns, dass die Linkspartei, vor allem in der Friedensfrage bislang eine gute Rolle im Parlament gespielt hat. Einig waren wir uns, dass der Wiedereinzug der Linkspartei in den Bundestag zu begrüssen ist, auch, wenn es für die WählerInnen ein Problem ist, dass sie nicht wissen, ob sie mit ihrer Stimme die relativ konsequenten Teile unterstützen, oder diejenigen, die, wie beispielsweise Gregor Gysi für eine Regierungsbeteiligung mit SPD und Grünen, bereit sind, viele Grundsätze (auch in der Friedensfrage) über Bord zu werfen. Auch deswegen sahen wir die Notwendigkeit, den Wahlberechtigten eine konsequente Alternative anzubieten, um mit dem Wahlzettel Druck von links auf die Linkspartei ausüben zu können. Recht einig waren wir uns, dass eine Kandidatur der DKP mehr zur Politisierung des Wahlkampfs nach links hilft, denn sie uns selbst Stimmen bringt.
Was haben wir bislang erreicht? In zehn Bundesländern werden wir wählbar sein. Wir haben weit über 20 000 Unterschriften für unsere Kandidatur gesammelt. Die Partei war in den meisten Bundesländern wesentlich häufiger auf der Strasse und machte dabei gute Erfahrungen. Es gibt Interesse an uns und unseren Positionen und viel Unkenntnis. Das beginnt schon dabei, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was die drei Buchstaben DKP bedeuten. Dem haben wir gegengesteuert. Das müssen wir nun fortsetzen, dafür haben wir neuen Mut und neues Selbstbewusstsein gewonnen.

Vorbereitung auf den Parteitag
Gleichzeitig bereiten wir unseren 22. Parteitag vor, der im März 2018 stattfinden wird. Wir haben uns das Ziel gestellt, dass er in der langen Auseinandersetzung in unserer Partei, die 2013 zu einem Führungswechsel geführt hat, in der dann 2015 der Charakter als marxistisch-leninistische Partei wieder bestätigt wurde, einen gewissen Meilenstein darstellen muss. Wir müssen das Aushöhlen des Prinzips der Verbindung der breiten Debatte mit der gemeinsamen Aktion beenden. Das bedeutet kein Ende der Debatte, aber die Überwindung der Fraktionsbildung. Im Wesentlichen wollen wir das durch die inhaltliche Debatte erreichen. Deshalb haben wir die Präzisierung unserer Strategie auf die heutige Zeit zum Mittelpunkt des Leitantrags an den 22. Parteitag gemacht.
Aus unserer Sicht ist das Wesen der Strategie der DKP seit 1968 grundsätzlich richtig. Sie baut auf den Überlegungen von Lenin, der kommunistischen Internationale und der KPD unter Thälmann, Pieck und Reimann auf. Sie knüpft an die strategischen Überlegungen der DKP seit der Neukonstituierung (nach dem KPD-Verbot 1956) 1968, unter der Führung von Kurt Bachmann und Herbert Mies. Wir wollen sie für die heutigen Verhältnisse fortschreiben und aktualisieren, nicht verwerfen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass es Fragen zu dieser Strategie «von links» gibt. Fragen, die alle berechtigt sind. Fragen, die manchmal aber auch das Kind mit der Badewanne ausschütten. Immer dann nämlich, wenn Neben- oder Seitenaspekte der antimonopolistischen Strategie überhöht werden. Wenn eine Nebenfrage zum zentralen Wesen der Strategie gemacht werden soll. Dazu gehört sowohl die Frage nach Bündnismöglichkeiten mit nicht-monopolistischen Teilen der Bourgeoisie, die es gibt, aber für die KommunistInnen im Verhältnis zum Kampf um die Aktionseinheit der ArbeiterInnenklasse einen nachgeordneten Stellenwert hat. Dazu gehört auch die Bedeutung von Wahlen oder die Beteiligung an Regierungen. Letzteres brachte für RevolutionärInnen sehr widersprüchliche Erfahrungen. In den volksdemokratischen Ländern war sie bei einem durch die Rote Armee geklärten militärischen Kräfteverhältnis ein Weg über die antifaschistisch-demokratische Phase an die sozialistische Revolution heranzukommen. In den 30er Jahren waren Volksfrontregierungen Kampfregierungen gegen den Faschismus. In neueren Phasen wurden kommunistische Parteien oft integriert und als Feigenblatt missbraucht.

Gegenwärtige Kampfetappe
Im Leitantrag bestimmen wir die konkrete Kampfetappe, also die Etappe der Entwicklung des Imperialismus heute, aber auch das Kräfteverhältnis zwischen Arbeit und Kapital sowie zwischen Monopolkapital auf der einen, der ArbeiterInnenklasse und den nicht-monopolistischen, antiimperialistischen Kräften auf der anderen Seite. Wir stellten dabei fest, dass ein Blick auf die heutige Situation nicht ausreicht. Wir untersuchen deshalb die Entwicklung des Imperialismus in seinen verschiedenen Etappen.
In der Gesamtheit kommen wir zum Ergebnis, dass wir uns in einer Etappe der Entwicklung des Imperialismus befinden, die in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann und die, verstärkt durch die konterrevolutionäre Zerschlagung des Sozialismus in Europa, zu einer Offensive des Imperialismus geführt hat, die bis heute anhält. Seit Beginn der Krise 2007 zeigt diese Risse, führt zu stärkeren innerimperialistischen Widersprüchen, ohne dass es der ArbeiterInnenbewegung, national, in Europa oder weltweit gelungen wäre, diese soweit auszunützen, dass der Offensive des Imperialismus bereits starker Gegendruck entgegengesetzt werden konnte. Die zunehmenden Widersprüche im Lager der Herrschenden bieten dafür mehr Spielraum, erhöhen aber auch die Gefahren von Aggressionen innerhalb des imperialistischen Lagers, von Stellvertreterkriegen oder Kriegen gegen mögliche Konkurrenten bzw. um Einflusssphären.

Eine Wende erkämpfen
Aus dieser Analyse und der Feststellung, dass sich in den Zentralen des Imperialismus ein, wie es bereits Lenin nannte, «staatsmonopolistischer Kapitalismus» herausgebildet hat, in dem die ökonomische Hauptstruktur des Imperialismus, die Monopole mit dem imperialistischen Staat zu einer nicht widerspruchsfreien Einheit verschmelzen, halten wir an den Grundsätzen der leninschen Theorie fest, dass der Hauptstoss gegen die Hauptstruktur des heutigen Kapitalismus, die Monopole und den «Stamokap-Staat», zu richten ist und nach Wegen der Heranführung an die proletarische Revolution gesucht werden muss.
Wir halten daran fest, dass es das strategische Ziel der jetzigen Etappe ist, Wege zu finden, mit der die ArbeiterInnenbewegung, die antiimperialistischen und antimonopolistischen Kräfte, die Kräfte des Friedens und des Antifaschismus aus der Defensive herauskommen können. Es geht darum, die Offensive des Monopolkapitals zu stoppen, Gegenkräfte zu formieren. Es geht darum eine Wende zur Friedens- und Abrüstungspolitik, zu demokratischem und sozialem Fortschritt zu erkämpfen, wie wir es in der Überschrift des Leitantrags formulieren.
Das hat nichts mit Transformationsstrategie zu tun. Wir bauen diese Überlegungen seit unserer Gründung in eine revolutionäre Strategie ein, die natürlich davon ausgeht, dass die notwendige sozialistische Revolution die Ergreifung der politischen Macht durch die ArbeiterInnenklasse im Bündnis mit anderen antimonopolistischen Schichten erfordert. Dies ist die Voraussetzung, um der herrschenden Klasse die Quelle ihrer Macht, die Produktionsmittel zu entreissen und eine Gesellschaft und Ökonomie aufzubauen, die mit Profit- und Konkurrenzsystem bricht.
Nun steht dieser Leitantrag in der DKP zur Debatte. Wir wissen, dass die kollektive Weisheit der Gesamtpartei grösser ist als die kollektive Weisheit des Parteivorstands. Deshalb sind wir sicher, dass die Debatte in der Partei den Antrag noch weiter qualifizieren wird. Der 22. Parteitag wird dann bilanzieren. Das Eingreifen in den Bundestagswahlkampf, den Kampf um die Stärkung der Partei und den Kampf um eine strategische Orientierung der DKP in einem der mächtigsten imperialistischen Länder unserer Zeit.

 

G20-Riots und Revolution

Peter Nowak. Bei den linken Stellungnahmen zu den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg gibt es eine Leerstelle:  Es wird nicht gefragt, welche Aufgaben sich für eine radikale Linke aus Aufständen ergeben. Und der Bezug zur Oktoberrevolution vor hundert Jahren wurde bisher nicht hergestellt.

In den vergangenen Wochen gab es in Deutschland eine mediale Hetzjagd auf Linke, die mehr wollen, als das Land nach den Bundestagswahlen im Bündnis mit Grünen und SPD zu verwalten. Anlass für die aktuelle Hetze waren die massiven Proteste der militanten radikalen Linken gegen den G20-Gipfel in Hamburg. «Bevor etwas verstanden wird, wird über die moralische Empörung schon die Endstufe der Auseinandersetzung mit den Ereignissen definiert. Das ist Herrschaftspolitik: Das Herstellen einer Situation des Bekenntniszwangs und der Druck zur staatstreuen Konformität», so die Kritik des Hamburger Verlegers Karlheinz Dellwo.

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Hunger wirksam bekämpfen?

Harald Lukes. Während Millionen Menschen verhungern, werden weltweit für zwölf Milliarden Nahrungsmittel produziert. Niemand müsste hungern, es handelt sich um ein Verteilungsproblem. Für die Lösung gesellschaftlicher Probleme braucht es eine Veränderung der Gesellschaft.

Laut dem UN-Welternährungsprogramm leiden weltweit knapp 800 Millionen der 7,5 Milliarden Menschen an Hunger. Alleine am Mangel an Essen sterben jedes Jahr 8,8 Millionen! Besonders die chronische Unterernährung, wenn man also ständig zu wenig Essen hat, führt zu schweren Gesundheitsproblemen und kann gerade in Kindheitsjahren zu geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führen. Zudem gibt es eine weitere Milliarde Menschen, die nicht genügend Mineralien und Nährstoffe zu sich nehmen kann, was längerfristig ebenfalls mit massiven Problemen (Krankheiten, Organstörungen) verbunden ist.

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