V. Gordon Childe und die Zeit vor unserer Geschichte

flo. Am Ursprung des Marxismus als Methode, um die Welt zu verstehen, steht die Frage nach dem Ursprung und der Funktion menschlicher Gesellschaften. Dass Marxist:innen sich mit Fragen von Geschichte und Vorgeschichte des Menschen auseinandersetzen, muss nicht erstaunen — wie sehr vor allem einer von ihnen damit die Archäologie prägte, aber schon.

Für einen späteren Kommunisten wuchs Vere Gordon Childe wirklich nicht unter den idealsten Umständen auf. Er wurde 1892 in Sydney als Sohn einer zu Reichtum gekommenen Engländerin und eines anglikanischen Priesters geboren und wuchs in einem palas-tartigen Landhaus in den Blue Mountains, westlich von Sydney auf. Der Sohn eines Mannes, der selbst für den Priesterberuf nicht taugte (Veres Vater Stephen Childe stritt oft mit seiner Gemeinde von der Kanzel herab während Gottesdiensten), sollte dereinst einer der wichtig-sten marxistischen Gelehrten der Welt werden.

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Résistance mondiale mit Mal Élevé

Von links: Der Drummer Stixonspeed, Sänger Mal Élevé, Gitarrist Paolo Valente und Sänger Osy.
Bild: Christoph Mangler,
dynamo.ch

sit. Am 5.Dezember spielte Mal Élevé im Zürcher Dynamo. Der grossartige deutsch-französische Musiker ist ein überzeugter antifaschistischer Aktivist. Alle seine Songs sind politische Botschaften und Aufrufe zur internationalen Solidarität zugleich. Ein schon fast emotionaler Rückblick auf ein denkwürdiges Konzert.

Bereits ab dem ersten Song «Partigani» ist die schier unglaubliche Energie, die Mal Élevé ausstrahlt, spürbar, ja fassbar. «Partigiana, Partigiano, wir jagen Nazis aus dem Barrio (…) Solange Faschos hier marschiern, leisten wir Widerstand. Wenn rechter Terror wieder regiert – hilft nur Militanz. Wir kämpfen weiter gegen Nazis, bis zu ihrem Niedergang – auf den Trümmern des Faschismus tanzen wir diesen Tanz: C’est la danse des partigiani.» » Weiterlesen

«Solange» initiiert

sah. Wie lange bist du noch Feminist:in? Das fragt die österreichische Künstlerin Katharina Cibulka im Rahmen ihres Kunstprojekts, das international gezeigt worden und nun auch in der Stadt Bern zu sehen ist.

Erst wenn Männer und Buben die Grenzen von Frauen und Mädchen respektieren, dann können sich diese unbeschwert im öffentlichen Raum bewegen. Dieser Respekt beginnt mit sprachlichen Veränderungen und endet mit konkreten positiven Taten.

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«Preise steigen nicht»

Eugen Rieser. Das Buch «Die Sprache des Kapitalismus» geht der Frage nach, wie gesellschaftliche Verhältnisse unsere Sprache prägen und verweist damit auf deren ideologische Funktion. Ein Kompendium für politisch Interessierte und linke Aktivist:innen.

Die beiden Autoren, der Literatur- und Kulturwissenschaftler Simon Sahner sowie der Ökonom Daniel Stähr, haben zum komplexen Thema Sprache und Gesellschaftsordnung breit recherchiert: «Als Sprache des Kapitalismus bezeichnen wir bestimmte Sprachbilder und Metaphern, Redewendungen und Phrasen, Mythen und Erzählungen sowie einzelner Begriffe, mit denen ökonomische Zusammenhänge beschrieben und erzählt werden.»

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Der Lehrling Trump

dom. Mitten in den Wahlkampf fiel die Veröffentlichung von Ali Abbasis neuestem Film «The Apprentice». Er zeigt, wie Trump in den 1970er- und 1980er-Jahren mithilfe mächtiger Männer, schweren Deals und krummer Geschäfte zu «New Yorks wichtigstem Bauherren» wird.

Lange Zeit war ungewiss, ob der Film überhaupt gezeigt werden kann. Donald Trump fühlte sich von Abbasi verleumdet und drohte mit einer Klage, weshalb die US-amerikanischen Filmproduktionsunternehmen zögerten, sich die Rechte an dem Film zu erwerben. Inzwischen hat es der Film in die Kinos und Trump zurück ins Oval Office geschafft. » Weiterlesen

Aufruf zur Meuterei

Peter Nowak. Peter Mertens, Generalsekretär der Partei der Arbeit Belgiens, präsentiert in Berlin sein neues Buch. Er lässt darin Arbeiter:innen aus allen Kontinenten zu Wort kommen und betont die Bedeutung der Lohnabhängigen für eine erfolgreiche linke Politik.

Es gibt noch linke Parteien in Europa, die einen Zuwachs an Wähler:innen und Mitgliedern haben. Dazu gehört die belgische Partei der Arbeit (PTB/PVDA). Da ist es kein Wunder, dass das Interesse gross ist, wenn deren Generalsekretär Peter Mertens sein neuestes Buch «Meuterei – wie die Weltordnung ins Wanken gerät» vorstellt. Schliesslich erhoffen sich viele eine Antwort auf die Fragen, warum die belgische Linkspartei auf Erfolgskurs ist und was man in Deutschland daraus lernen kann.

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Wunder und Wandel im Film

Italienische Arbeiterinnen in der Schweiz Ende der 1960er-Jahre. Bild: zVg

Gaudenz Pfister. Samirs Film «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» macht die Migration der Italiener:innen nach dem Zweiten Weltkrieg anschaulich und verständlich. Die politische Argumentation ist klar, sie bedient aber auch die kleinbürgerlich-fortschrittliche Identitätspolitik.

So viele Geschichten, dachte ich, als ich nach der Filmvorführung in die kalte Zürcher Nacht trat. Und so viele Gesichter. Das finde ich eine Stärke dieses Films: Die Arbeitsmigration in die Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg erhält Gesichter.

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Freigeistig und divers

Salomé, Vernissage Galerie Deschler Berlin 2006, fotografiert von Henning von Berg. Bild: Wikihomo

sah. 70 Jahre Salomé. Die Berliner Galerie Deschler eröffnet eine Ausstellung von Wolfgang Ludwig Cihlarz, der den Künstlernamen Salomé trägt. Die Bilder erzählen vom langen Kampf für Geschlechtergerechtigkeit und Akzeptanz, von sexueller Vielfalt.

Wolfgang Ludwig Cihlarz alias Salomé wuchs in Deutschland in Karlsruhe auf. In den 1970er-Jahren zog er nach West-Berlin und studierte an der Universität der Künste Berlin (UdK) Malerei. Im Rahmen von Nebenjobs in einschlägigen Bars wie dem «Dschungel» tauchte er nach und nach tiefer in die queere Szene ein. Zu dieser Zeit war Berlin ein kreativer Treffpunkt – unter anderem auch David Bowie lebte hier. Es entstanden allerlei Projekte in dieser Zeit. Ende der 1970er-Jahre gründete Wolfgang Ludwig Cihlarz zusammen mit Freunden eine Galerie. Salomé war aber auch Mitglied einer Punkband.

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Imitieren! Sofort!

sah. Kunst ist eine todernste Sache… und nur Erwachsene können das? Nein! Spass muss es machen und keine:r ist zu klein, um dabei zu sein. Alles beginnt mit Inspiration und Nachahmung und mündet in Ideenvielfalt und eigene Projekte.

Da spricht mir jemand aus dem Herzen mit der Aussage: «Für Kunst ist es nie zu früh». Heute laufen entsprechende Bücher für Kinder eher unter dem Motto: «Lieber später oder nie».

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Smitty liebt die Grossstadt

sah. Ein Haustier haben, das wünscht sich Edward, und zwar ein Pferd. Leider wohnt er in einem Hochhaus im 21.Stock. So scheint der Wunsch nicht realisierbar zu sein. Doch der Traum wird wahr, auch dank der Hilfe eines Feuerwehrmannes.

Was passiert, wenn eine amerikanische Architektin ein Bilderbuch schreibt? Wer diese Frage beantwortet haben möchte, muss «Edward und das Pferd» lesen, das neulich beim Midas-Verlag erschienen ist.

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Gefangen im Liebesdreieck

dom. Im Film «Challengers» von Luca Guadagnino erscheint alles als Herausforderung. Leben ist Leistung, Mitmenschen bedeuten Konkurrenz. Auf dem Tennisplatz ist neben dem Tennisplatz. In der Schule wie im Sport, in der Liebe wie im Leben, immer geht es um die Frage: Wer gewinnt?

Dass es im Leben ums Gewinnen geht, vermitteln uns Tashi, Art und Patrick, die in jungen Jahren in Richtung Profitennis streben und sich über die Jahre in eine Dreiecksbeziehung verstricken. Schon früh vermischen sich sportlicher und sozialer Erfolg.

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Pinar Selek – die Unverschämte

Peter Nowak. Im Buch erfahren wir vom Kampf einer mutigen Sozialistin und
Feministin, die keine aufgezwungenen Linien anerkennt und daher auch manchmal mit eigenen Genoss:innen in Konflikt geriet. Auch heute noch wird Pinar Selek von der türkischen Diktatur verfolgt.

«Ich wurde mit Gewalt eingeschlossen, wie eine Schauspielerin», sagte die Soziologin Pinar Selek über die Repression des türkischen Staates, die sie jetzt fast 30 Jahre erfährt. Im Juni 1998 explodierte auf einem Markt in Istanbul eine Gasflasche. Doch die türkische Justiz fabriziert daraus einen Anschlag der kurdischen Arbeiter:innenpartei PKK mit Selek als Verantwortlicher.

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Eisen fressen, Ketten scheissen

flo. Mit der Novelle «Kreuze in Karelien», wie der «Kriegsroman» in der längeren, unzensierten Fassung heisst, gelang dem finnischen Arbeiter Väinö Linna der Durchbruch. Mit seinem Werk schaffte es der Autor, die Sicht der Finn:innen auf den Zweiten Weltkrieg umzuwälzen.

In Väinö Linnas «Kreuze in Karelien» gibt es eine Passage, in der er die Erschiessung zweier finnischer «Meuterer» beschreibt. Er schildert, wie die beiden Soldaten in einer nicht eingeheizten Sauna stundenlang festgehalten werden, nachdem sie den Wachdienst verweigert hatten. Er beschreibt, wie der Ältere neben sich steht, während der Jüngere seinen Vorgesetzten noch vor seiner Hinrichtung seinen gerechten Zorn entgegenschleudert. Er erzählt, wie die Kameraden der Erschossenen später Jagd auf die Militärpolizisten machen wollen, um Rache zu nehmen. Und er berichtet davon, wie die Soldaten auf die Neuigkeit reagieren, als ihr Offizier ihnen einen Bericht über die Exekution vorliest: «Da verstanden die Männer, was der Zweck des Vorlesens war. Sie wurden bedroht.»

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Die Geburtsstunde der proletarischen Presse

Gerhard Feldbauer. Am 1.Juni 1948 erschien die erste Ausgabe der Neuen Rheinischen Zeitung. Geleitet wurde sie von Karl Marx als Chefredakteur und Friedrich Engels. Die Zeitung vertrat konsequent eine revolutionär-demokratische Position und spielte daher eine zentrale Rolle bei der Organisierung der Arbeiter:innenklasse.

Kurz nach den Volksaufständen in Wien und Berlin wurden Ende März 1848 in Paris in einem Flugblatt thesenartig die «Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland» verbreitet. Es war der Beginn der Agitation des von Marx und Engels gebildeten «Bundes der Kommunisten», der aus dem von dem utopischen Sozialisten Wilhelm Weitling gegründeten «Bund der Gerechten» hervorging.

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Mit linkem Fussball gegen die Diktatur

César Luis Menotti

sit. Am 5.Mai verstarb im Alter von 86 Jahren César Luis Menotti. Er führte 1978 Argentinien zum Sieg an der Fussballweltmeisterschaft, verweigerte dann aber dem Präsidenten der Militärjunta den Handschlag. Der Kampf gegen Diktatur und Faschismus findet sich auch im Fussballverein Argentinos Juniors, der 1904 von Revolutionär:innen gegründet wurde.

«Meine Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt», sagte César Luis Menotti in einem Fernsehinterview, kurz nachdem er die argentinische Fussballnationalmannschaft an der Heim-WM von 1978 zum ersten, historischen Weltmeistertitel geführt hatte. Die Fussball-WM 1978 in dem fussballverrückten Land diente der brutalen Diktatur zur Selbstinszenierung und Imagepflege. In die Geschichte geht Menotti aber auch ein, weil er bei der offiziellen Staatsehrung dem damaligen Präsidenten der Militärregierung Argentiniens, General Jorge Rafael Videla, demonstrativ den Handschlag verweigerte. Mit Menotti verlässt uns ein grosser Fussballlehrer und ein überzeugter antifaschistischer Kämpfer – er verstarb am 5.Mai 2024 im Alter von 86 Jahren.

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Zürcher Kirchen und ihre Glocken

Kuratorin 2024: Vera Kappeler

Peter Dürsteler. Vom 15. bis 17.März fand in Zürich das diesjährige «Taktlos»-Festival statt. Kuratorin war Vera Kappeler. Neben Konzerten im Kunstraum Walcheturm im Zeughausareal stand unter dem Motto «Zürcher Glocken – con sordino» ein spezieller Spaziergang zu Kirchen in der Stadt im Mittelpunkt.
Vera Kappeler wollte – gemäss ihren Aussagen im Programmheft – zum einen keine bestehenden Bands oder Projekte und zum anderen möglichst wenig Leute aus ihrem musikalischen Umfeld einladen. Dies, damit es nicht nach «Vera Kappeler lädt ihre besten Freunde ein» aussehe. Dabei habe sie versucht, Leute zu entdecken, die sie zum Teil selber noch gar nicht gekannt habe.

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Held:innen im Krieg

dom. «Civil War», der neuste Film von Alex Garland warnt uns vor den Schrecken des Krieges, lässt aber die Hintergründe unbeleuchtet. Er konzentriert sich lieber auf die Rolle der Kriegsberichterstattung – und stolpert dabei über einen Widerspruch.

Wir befinden uns in den USA, irgendwo in der nahen Zukunft. Das Land ist zerrissen, zwischen einem sich diktatorisch gebarenden Präsidenten und oppositionellen Kräften ist ein Bürgerkrieg ausgebrochen, das Land versinkt im Chaos. Die oppositionelle «Western Front» rückt entschlossen vor nach Washington D.C., um sich den Kopf des Präsidenten zu holen. Jenseits der Front herrscht Anarchie, es gilt das Gesetz des Stärkeren.

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