Lah di nöd verwütsche
Laura und Gian. Eine kleine Gruppe von Verbündeten und Freund:innen malte vor gut drei Jahren ein feministisches Graffiti an das Gebäude, in dem eine rechts-konservative Veranstaltung stattfand. Sie erzählen von folgenden repressiven Konsequenzen und warum sie nun unsere Unterstützung und Solidarität brauchen. Einen Beitrag der neu gegründeten Soligruppe.
Am 28.September 2022 trat Jordan Peterson, eine Galionsfigur der neofaschistischen Bewegung und Lieblings-Pseudowissenschaftler eines jeden Incels, in Zürich auf. Wir bereiteten ihm und seinen Jüngern mittels feministischer Graffitis am Veranstaltungsort einen gebührenden Empfang. Es ist klar: Die Verbreitung einer solch menschenfeindlichen Ideologie darf niemals unbeantwortet bleiben.
Darauf folgte eine Hausdurchsuchung mit anschliessender Festnahme, ein widerrechtlich erstelltes DNA-Profil, mehrere Einvernahmen und schlussendlich mehrere Strafbefehle und Kosten von insgesamt über 14 000 Franken.
Keine Bühne für Hetze
Jordan Peterson ist in den letzten zehn Jahren durch immer offenere rechtsextreme Positionen aufgefallen. Peterson hetzt gegen Frauen und Queers, leugnet die Klimakrise und spricht trans Menschen ihr Existenzrecht ab. Er spricht gezielt junge, verunsicherte Männer an, die Orientierung suchen, und durch ihn direkt in die faschistoide Alt-Right Pipeline geraten. Seine einstige Anstellung als Professor benutzt Peterson, um weiszumachen, seine Meinungen hätten einen wissenschaftlichen Anspruch. Durch Vorträge wie dem in Zürich werden seine Anhänger:innen zu einer Gefahr für all jene, die nicht in ihr Weltbild passen.
Der Faschismus muss nicht nur da bekämpft werden, wo er in Springerstiefeln und Bomberjacke auftritt, sondern auch in der muffigen Twead Jacke, mit aberkanntem Professorentitel. Hass und Hetze darf niemals eine Bühne geboten werden. Deshalb haben wir uns entschieden, die Veranstaltung sowie den Veranstaltungsort zu stören. Der Ort ist hier nochmals speziell relevant: Es werden dort nicht nur Menschen wie Peterson eingeladen, nein, dort finden auch die Gottesdienste einer Freikirche statt, welche ebenfalls offen Queerfeindlichkeit predigt und Konversionstherapien befürwortet.
Antifa bleibt Handarbeit
Der Faschismus ist weltweit auf dem Vormarsch. Ob Trump, Musk, Kickl oder Köppel – autoritäre Demagogen ernten gerade die Früchte der kapitalistischen Dauerkrise. Und die institutionelle «Linke»? Statt klare Kante zu zeigen, den Kapitalismus als Nährboden des Faschismus zu bekämpfen, bleibt es bei müden Lippenbekenntnissen «gegen Rechts». Sie passt sich dem grausamen Status Quo immer mehr an und stimmt mit ein in den Tenor nach vermeintlicher Sicherheit durch mehr Repression.
Geschichte und Gegenwart zeigen: Im antifaschistischen Kampf dürfen wir uns niemals auf den Staat verlassen. Unser Fall reiht sich ein in eine lange Liste von staatlicher Repression gegen linken Aktivismus, seien es die Kleisterprozesse oder Basel Nazifrei. Auch ein Blick nach Deutschland zeigt klar, wie der Polizeiapparat gegen antifaschistische Praxis aufrüstet: Der Prozess gegen Lina E. oder die Auslieferungen von Antifaschist:innen an das rechtsautoritär regierte Ungarn sind hierbei nur die Spitze des Eisbergs.
Doch der Antifaschismus darf sich von staatlichen Einschüchterungsversuchen nicht beirren lassen. Denn auch wenn unser Kampf kriminalisiert wird, so bleibt er das Richtige. Dabei weisen wir allfällige Diskussionen über «Verhältnismässigkeit» entschieden zurück. Egal wie hoch das Strafmass, die Klassenjustiz und die Institution Polizei sind in ihren Grundsätzen abzulehnen. Der bürgerliche Staat wird revolutionärer Agitation immer mit Wasserwerfern, Hausdurchsuchungen und Schlagstock begegnen.
Repression, die Einzelne erfahren, betrifft uns alle!
Liebe verbündete Leser:innen, wir brauchen eure Unterstützung, um die Kosten für unser Verfahren solidarisch finanzieren zu können. Repression soll lähmen, Repression soll spalten, Repression soll abschrecken. Unsere Antwort? Solidarität: Zusammen halten wir dagegen und wehren uns gemeinsam gegen Vereinzelung und Kriminalisierung. Folgt uns und teilt unsere Beiträge auf Instagram, kauft für euch oder euren Lieben Soli-Merch – was auch immer ihr tun könnt, hilft! Damit wir schon bald wieder gemeinsam weiterkämpfen können.
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