Weiblich, links und aggressiv – und das mit Stolz
lmt. Kurz vor dem 14.Juni liess die bürgerliche Presse die Gelegenheit nicht nehmen, mit polemischen und überspitzten Artikeln der feministischen Bewegung und dem Radio LoRa eins auszuwischen. Ihr Ziel ist es, feministische Demonstrationen als Schauplatz linksextremer Gewalt darzustellen.
Gewaltbereit, militant, linksextrem und psychisch gestört. Das sind die neusten Schlagwörter, mit denen die bürgerliche Presse um sich wirft im Versuch, der feministischen Szene zu schaden. Dass dies so kurz vor dem 14.Juni geschieht, ist kein Zufall. Anstatt auf die Missstände hinzuweisen, unter welchen FINTA-Personen tagtäglich leiden, bedient man sich lieber der Diffamierung. Das wohl lächerlichste Beispiel liefert die SonntagsZeitung am 25.Mai. In einem Artikel mit dem Titel «weiblich, links, aggressiv» werden Frauen, insbesondere Feminist:innen, zunehmend als aggressive, gewaltgeile und psychisch Gestörte dargestellt, die bereits in den Startlöchern stehen, um den als Feind gesehenen Staat anzugreifen. Besorgniserregend am Artikel der SonntagsZeitung ist, dass ein so einseitiger und polarisierender Beitrag als neutrale Berichterstattung verkauft wird.
Hetze gegen Feminist:innen
Die Wochenzeitung (WOZ) bezeichnete den Artikel der SonntagsZeitung als «eine Suppe, gekocht von einem dreijährigen Kind: einfach mal alles rein». Ein treffender Vergleich, denn die bürgerliche Presse schmeisst «Linksextreme» mit Rechtsradikalen und Islamist:innen in einen Topf. Das erste Mal den Vogel abgeschossen hat der Artikel bei der Analyse der «ultralinken Ideologie» im Zusammenhang mit dem 8.März. Im Jahr 2022 sollen Demonstrant:innen an der unbewilligten Demo in Winterthur drei Polizist:innen mit Faustschlägen und Fusstritten angegriffen haben. Die SonntagsZeitung schreibt dazu: «Es mag grotesk erscheinen, wenn Frauen an einer Demonstration für Frauenrechte andere Frauen körperlich attackieren und verletzen, entspricht aber der ultralinken Ideologie, die den Staat als Feind betrachtet. Und so darf man dessen Vertreterinnen in Uniform verprügeln, denn der Klassenkampf geht vor, 8.März hin, Frauensolidarität her.»
Dies hat wenig mit einer sachlich neutralen und professionellen Analyse gemeinsam, sondern ist eher rechtspopulistische Propaganda gegen die erstarkende feministische Bewegung. Den Bürgerlichen ist es ein Dorn im Auge, dass sich FINTA-Personen nicht länger mit leeren Versprechungen abwimmeln lassen, und so muss ihr Image geschädigt werden. In dem nur über angebliche Gewalt seitens der Demonstrant:innen berichtet wird, geraten die Forderungen der feministischen Bewegung in den Hintergrund. Mehr noch, sie werden als militant und aggressiv abgewertet, somit verlieren sie in gewissen Augen an Legitimität. Kein Wunder bringt die SonntagsZeitung, ganz im Sinne der herrschenden Klasse, kurz vor dem 14.Juni einen solchen Artikel.
Einseitige Recherche
Im erwähnten Artikel der SonntagsZeitung wird eine Studie aus Schweden über gewalttätige Frauen beigezogen. Die Autor:innen der Studie weisen selbst auf mögliche Stereotypisierungen und Verzerrungen hin, was im Artikel jedoch unerwähnt bleibt. Zu Wort kommt auch die Soziologin Katja Rost, Expertin in der tendenziösen Auslegung von zweifelhaften Studien. Das Feministische Streikkollektiv Zürich meint dazu: «Die Argumentation der Soziologin Frau Rost im besagten Artikel, dass ein Political Gender-Gap zu einer gewaltbereiten Radikalisierung linker Frauen führen könne, wird durch die Studie von Januar 2024, nicht belegt und von Rost selbst gezogen.» Und mehr noch: «Zudem zeigen Forschungsergebnisse von Estrada et al. (2016, 2019), dass die mediale Berichterstattung über Gewalttaten von Frauen unverhältnismässig beleuchtet wird, sodass der Eindruck entstehen kann, es würden zunehmend Gewalttaten von Frauen verübt.» Um der Hetze der bürgerlichen Presse entgegenzuwirken, kündigt das Feministische Streikkollektiv an: «Auch die Schweiz ist kein sicherer Ort und wird von patriarchalen Strukturen geprägt, die weibliche Personen systematisch benachteiligen. Deshalb demonstrieren wir am 14.Juni 2024 friedlich unter dem Motto: Because we Care! Gegen Krieg, Krise und Patriarchat!»
Journalismus ist nie objektiv
Vier Tage nach dem äussert fragwürdigen Artikel in der SonntagsZeitung setzte auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) zu einem Angriff an. Dabei erhebt sie schwerwiegende Anschuldigungen gegen das Radio LoRa. Das linke Alternativradio sei «immer wieder Sprachrohr extremer demokratiefeindlicher Gruppierungen». Auf ihren 97,5 Megahertz würden sie ungestört «linksextremen Terror, Gewaltbereitschaft und Antisemitismus» verbreiteten. Am 1.Mai fungierte es an der «illegalen Nach-Demo am Nachmittag in Zürich de facto als taktisches Führungsorgan der radikalen Aktivisten». Weiter nörgelt die NZZ, dass das Radio jährlich über 700 000 Franken an Gebührengelder bekomme. Das mediale Flaggschiff des Finanzkapitals stört sich auch daran, dass das Alternativradio angeblich den Kodex des Schweizerischen Presserats missachte. «Dieser sieht zum Beispiel vor, dass man sich an die Wahrheit zu halten hat und die Gegenseite bei schweren Anschuldigungen zu Wort kommen lässt», schreibt die NZZ.
Nun wird es interessant. Da die NZZ derbe Anschuldigungen gegen das Radio LoRa erhebt, kann aufgrund des Kodex davon ausgegangen werden, dass sie im Vorfeld die Beschuldigten Stellung nehmen liessen. Das Alternativradio bietet in seiner Stellungnahme aufschlussreiche Informationen dazu: «Zuvor hat uns der Autor ein Dokument mit Fragen geschickt. Diese Fragen waren tendenziös, suggestiv und vorverurteilend. Die Formulierungen waren nicht darauf ausgelegt, die Wahrheit zu erforschen und sich fair mit dem Radio LoRa auseinanderzusetzen.» Daher und vor dem Hintergrund, dass die NZZ seit einiger Zeit gezielte negative Berichterstattung gegen den alternativen Kultur- und Begegnungsraum Zentralwäscherei führt, entschied sich das Radio LoRa gegen die Beantwortung der Fragen. Weiter macht der Sender darauf aufmerksam, dass der NZZ-Redakteur aus «einem vielfältigen 24-Stunden-Programm einzelne Minuten von Sendungen herausgepickt» habe. Folgerichtig wird festgehalten: «Der daraus resultierende Bericht der NZZ wird als objektive Tatsache verkauft, die wir alle zu glauben haben. Journalismus ist aber nie objektiv, sondern hängt von der Perspektive der berichtenden Person ab. Im Gegensatz zur NZZ versucht Radio LoRa seinen Journalismus nicht, als neutral zu verkaufen.»