In Gedenken an Franz Rueb

Marco Medici. Am 22.Juni starb im Alter von 87 Jahren Franz Rueb. Ende
der 1960er-Jahre war er Redaktor dieser Zeitung und Sekretär der PdA Zürich. Danach widmete er sich der Kultur und verfasste mehrere Bücher. Ein Nachruf.

Franz Rueb wurde am 15.Oktober 1933 in Zürich geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er hauptsächlich in Kinderheimen. Seine Erlebnisse in diesen Heimen hat er in seiner Autobiographie mit dem Titel «Rübezahl spielte Links aussen» beschrieben, die 2009 erschien. In dieser Autobiographie, die er auch anhand seiner Fichen schrieb, hat er auch sein politisches Leben bis zum Jahre 1970 geschildert. Rueb absolvierte eine Ausbildung zum Typografen und begann schon bald mit dem Verfassen von Texten für verschiedene Zeitungen. Nach einigen Jahren kam er als Redaktor zum vorwärts, wurde Sekretär der PdA Zürich und schliesslich auch Kantonsrat der Partei.

Die Junge Sektion
1964 wurde in Zürich die Junge Sektion der PdA gegründet, eine Organisation der Neuen Linken aus der antiautoritären Ecke der Gesellschaft. Diese jungen Menschen scharten sich um Franz Rueb, der 1964 immerhin schon 31 Jahre alt war. Zwei wichtige Figuren für die Junge Sektion waren auch Theo Pinkus, der Praktiker, und Konrad Farner, der Ideologe, wie Rueb sie charakterisierte. Farner tendierte im sich abzeichnenden Konflikt zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China zum Maoismus, für die PdA damals ein No-Go. In der 68-Bewegung in Zürich spielte Rueb eine zentrale Rolle und leistete auch einige Organisationsarbeit für die Junge Sektion. Die PdA warf ihm daher auch Vernachlässigung seiner Aufgaben als Parteisekretär vor. Schliesslich wurde die Junge Sektion im September 1969 als aufgelöst erklärt, was zum Parteiaustritt einer Mehrheit ihrer Mitglieder führte und Franz Rueb wurde aus der Partei ausgeschlossen. Sein Kantonsratsmandat behielt er noch bis in Jahr 1970.

Von Utten und Paracelsus
Dann ging er nach Berlin zur Schaubühne am Halleschen Ufer unter Peter Stein und wurde dort Dramaturg. Von der aktiven Politik hatte er sich so verabschiedet und begann sein neues Leben als Mensch der Kultur, des Theaters und der Musik. 1975 publizierte er eine Monographie über den als links verschrienen Kabarettisten Alfred Rasser. Um 1985 befasste er sich mit Ulrich Zwingli, über den er ein Hörspiel schrieb, und befasste sich mit Fragen der Reformationsgeschichte und des Puritanismus. 1987 schrieb er eine Theaterproduktion zu den französischen Utopisten und zu den Französischen Revolutionen von 1830 und 1848, die im Theater am Neumarkt zur Aufführung kam. 1988 erschien sein Buch «Ulrich von Hutten – der hinkende Schmiedgott Vulkan», das alle lesen sollten, die auf der Insel Ufenau auf der Grabplatte von Huttens Grab stehen. Zu Hutten 500. Geburtstag inszenierte er auch eine Ausstellung im Zürcher Museum Bärengasse für die Stadt Zürich. 1989 brachte er die Hutten-Ausstellung auch nach Böblingen in Baden-Württemberg. Das nächste grosse Thema für Franz Rueb war Paracelsus, dem er einen Beitrag für verschiedene Radiostationen widmete, Artikel und Aufsätze verfasste sowie Vorträge hielt. Schliesslich publizierte er im Jahre 1994 das Buch «Mythos Paracelsus – Historisch-kritische Monographie zu Werk und Leben von Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim.»

48 Variationen
Immer wieder fand sein reger Geist ein neues Betätigungsfeld. 1996 und 1997 waren es die Hexenverfolgungen in der Schweiz. Daraus entstand 1996 das Buch «Hexenbrände – Die Schweizer Geschichte des Teufelswahns» und 1997 das Buch «Hexenflug und Teufelsritt – Hexen-Bilder aus vier Jahrhunderten». 2005 folgte dann noch «Ausmisten, ein Roman zur Hexenverfolgung». 1998 stellte er eine Theatermonographie über den Schauspieler Leonard Steckel vor. Im Februar 2000 erschien ein ganz besonderes Werk von Rueb, nämlich «48 Variationen über Bach», das drei Auflagen erreichte und in portugiesischer Sprache in Brasilien erschien. Sein letztes Werk folgte sieben Jahre nach seinem «Rübenzahl» im Jahre 2016 über Ulrich Zwingli, den «widerständigen Geist mit politischem Instinkt», pünktlich zum 500-jährigen Jubiläum der Zürcher Reformation.
Franz Rueb war mehrere Jahre krank und verlor seine Fähigkeit zu schreiben. Am 22.Juni 2021 ist er in der «Sonnweid» in Wetzikon friedlich eingeschlafen.

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