Beim Namen nennen!

sit. Soll ein rechtsradikaler Fanatiker, der einen jungen Mann mit einem Messer niedersticht und sich ein Attentat mit einer möglichst hohen Opferzahl zutraut, geschützt werden? Dies, weil er aus «gutem Haus» kommt und seine Eltern bekannt sind? Die Justiz sagt Ja, und tut vieles dafür. Wir sagen Nein.

Die Faktenlage präsentiert sich wie folgt: Ein junger Mann mit rechts-terroristischer Ideologie sticht mit einem Messer eine Person nieder und verletzt sie lebensgefährlich. Seine Tat ist rein politisch motiviert, da er sein Opfer als Antirassisten einstuft. Der bürgerliche Staat in Form des Bezirksgerichts Zürich behandelt den Täter mit Samthandschuhen und verordnet der Presse einen Maulkorb. Dies, um den Fall möglichst mit dem Mantel des Schweigens zu umhüllen. Grund dafür: Die betroffene Familie kommt «aus gutem Zürcher Hause». Zudem will der Staat ein mit «öffentlichen Geldern gefördertes Projekt» schützen, das mit der Familie des Täters in direktem Zusammenhang steht. » Weiterlesen

«Solidarität gibt Kraft»

lmt. Am 15.Oktober fanden vor etlichen italienischen Konsulaten und im Lande selbst Proteste statt. Der Fokus lag auf dem unmenschlichen Memorandum zwischen Italien und Libyen, welches für Menschen auf der Flucht einem Todesurteil gleichkommt. Doch es regt sich Widerstand.

«Es ist unglaublich wichtig, dass wir heute hier stehen. Dadurch erfahren die Menschen, die auf der Flucht sind oder in Libyen in Lagern stecken, dass wir sie nicht vergessen haben», so die Worte eines syrischen Geflüchteten an den Protesten vom 15.Oktober in Zürich vor dem italienischen Konsulat. Und er erklärt dem vorwärts weiter: «Für die Geflüchteten ist unsere Solidarität und unsere Stimme zu hören von grosser Bedeutung.» Er muss es wissen, denn: «Ich war selbst 2015 in Libyen und als ich erfuhr, dass es in Europa Menschen gibt, die für unsere Rechte auf die Strassen gehen, gab mir das Kraft und Hoffnung weiterzugehen und zu kämpfen. Solidarität gibt Kraft!» » Weiterlesen

Arbeitskampf im Baugewerbe

sit. Auf den Baustellen kommt es landesweit zu Protesttagen, an denen die
Arbeit niedergelegt wird. Die Arbeiter*innen fordern mehr Schutz sowie eine Lohnerhöhung und wehren sich gegen die Verschlechterungen ihrer Arbeits-bedingungen. Der Kampf kommt in seine entscheidende Phase.

«Das Resultat der Abstimmungen, an der über 20’000 Bauarbeiter in allen Landesteilen teilgenommen haben, ist eindeutig: Über 92 Prozent sprachen sich für Streikmassnahmen aus. Denn der Baumeisterverband greift bei den aktuellen Verhandlungen zum auslaufenden Landesmantelvertrag (LMV) ihre Rechte frontal an», informiert die Gewerkschaft Unia in ihrer Medienmitteilung vom 13.Oktober. » Weiterlesen

Faschist*innen die Anonymität verweigern!

Da war er plötzlich nicht mehr unerkannt, der Faschist, der mir da im Zug gegenüber sass. So ganz ohne Glatze, mit dem Unterleibchen und den kurzen Hosen wäre er mir in der S-Bahn auch gar nicht aufgefallen.

Zumindest nicht, wenn er nicht noch einen Aufnäher mit dem Logo der Nazi-Marke «Thor Steinar» getragen hätte. Mein Blick auf das Logo muss ihm aufgefallen sein, denn plötzlich schien ihm die Situation irgendwie unangenehm: Hatte er doch keine Ahnung, wieso der Typ gegenüber mit wissendem Blick auf seinen Aufnäher starrte, der sonst so unscheinbar war, dass er als Szene-Code durchgehen konnte. Plötzlich bestand da nämlich ein Ungleichgewicht: An mir konnte er nicht ablesen, wer ihm da gegenüber sass – während ich gewarnt war, wer im Wagon mitfuhr. Das eine «Accessoire», das er an sich trug, um von anderen Faschist*innen erkannt zu werden, hatte ihn für mich kenntlich gemacht, als würde er ein Hakenkreuz auf der Stirn tragen. Es war dieser Moment, diese Zugfahrt, bei der ich verstand, wieso viele Faschist*innen derart die Anonymität suchen und wieso wir Antifaschist*innen sie ihnen niemals gewähren dürfen. » Weiterlesen

Genfer Streikende siegen!

flo. Lieber effektiv statt lange streiken. Das haben sich wohl die Arbeiter*innen der Genfer Verkehrsbetriebe gedacht und umgesetzt: Innerhalb von eineinhalb Tagen zwangen die Angestellten die Gegenseite in die Knie. Und es zeichnen sich im Kanton neue Streiks ab.

So ein gewonnener Streik hat einen weiteren – unerwarteten – Vorteil: Selten macht es mehr Spass, die NZZ zu lesen. Der Hofpostille der Freisinnigen zufolge hätten die Angestellten die «Geduld» der armen Genfer Stadtbevölkerung «auf die Probe gestellt».

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Im Stich gelassen

Lea Fäh. Eine kürzlich vom Bundesamt für Polizei fedpol veröffentlichten Studie belegt die Schwachstellen im Kampf gegen den Menschenhandel in der Schweiz. Doch auch die Studie hat Mängel: Der Opferschutz ging vergessen. Nötig ist ein schweizweit einheitlicher Standard in der Betreuung der Opfer.

«Es fehlt der Vergleich, wie die Kantone konkret die Unterstützung von Betroffenen von Menschenhandel organisieren», schreibt die Schweizer Plattform gegen Menschenhandel Plateforme Traite in ihrer jüngsten Medienmitteilung. Auf ihren über 100 Seiten sei aus der Studie des Bundesamts für Polizei fedpol nicht ersichtlich, wie Menschenhandelsopfer in den jeweiligen Kantonen effektiv unterstützt werden.

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Schlechtes Zeugnis für die Schweiz

Lea Fäh. Was internationale Überwachungsgremien schon lange kritisieren, bestätigt nun auch eine Schweizer Untersuchung: Die Kantone kommen ihren Pflichten im Kampf gegen Menschenhandel nur mässig nach, besonders in Graubünden, Jura und Schaffhausen.

Die Europaratskonvention zur Bekämpfung des Menschenhandels gilt seit 2013 in der Schweiz. Das U?bereinkommen verpflichtet den Bund als Vertragsstaat, aber auch alle einzelnen Kantone, sind sie doch mit deren Umsetzung betraut. Wie gut sie das machen, prüft die mit dem Akronym GRETA bezeichnete unabhängige Expert*innengruppe des Europarats in regelmässigen Zyklen. Bisher gab es wenig Lob.

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Wie wird das Ignorieren begründet?

sit. Gekennzeichnet war die Herbstsession der Räte durch die Frage des Teuerungs-ausgleichs der Renten und den Kauf der Kampfjets. Dabei stimmte die Mitte mal mit den Linken und mal mit den Rechten. PdA-Nationalrat Denis de la Reussille reichte zwei spannende Interpellationen ein.

«Im Wesentlichen entsprach die Herbstsession den vorherigen Sessionen mit einer FDP/SVP-Mehrheit, die manchmal durch die Mitte und/oder die Grünliberalen verstärkt wird, die systematisch alle fortschrittlichen Vorschläge ablehnt», sagt PdA-Nationalrat Denis de la Reussille auf Anfrage des vorwärts. » Weiterlesen

So nicht!

sit. Obwohl viele Familien wegen der ständig zunehmenden Teuerung kaum über die Runden kommen, vertagt die zuständige Kommission des Ständerats die Debatte über Stützmassnamen bei den Prämien. Es muss gehandelt, nicht verschoben weden.

Blicken wir kurz zurück: Gegen Ende September wurde bekannt, dass die Prämien für die Krankenkassen im nächsten Jahr um rund sechs Prozent steigen werden. Ein Schock für zahlreiche Familien, die bereits jetzt schon wegen der galoppierenden Inflation jeden Rappen zwei Mal drehen müssen und kaum über die Runden kommen. «Was es deshalb endlich braucht, sind tiefere Kopfsteuern (Prämien) und höhere einkommensabhängig finanzierte Mittel (Prämienverbilligungen)», schreibt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in seiner Medienmitteilung vom 14.Oktober.

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Masslose Überwachung stoppen

sit. Eine Revision des Nachrichtendienstgesetzes soll dem Geheimdienst noch mehr Kompetenzen und Macht verleihen. Eine Koalition von NGOs kritisiert das Vorhaben scharf und spricht Klartext: Zu überwachen ist der Geheimdienst ? und nicht die Bevölkerung.

Zurzeit läuft das Vernehmlassungsverfahren für die Revision des Nachrichtendienstgesetzes (NDG). Der Bundesrat will mit Anpassungen im NDG dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) neue, viel zu weitgehende Überwachungsbefugnisse ermöglichen. Dage-gen wehrt sich eine Koalition von über ein Dutzend Schweizer Nichtregierungsorganisa-tionen (NGO).

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Letztes Wort ist noch nicht gesprochen

sah. Eine Petition soll Druck machen: Bedenklicherweise hat der Ständerat die «Nur-Ja heisst Ja»-Reform des Sexualstrafrechts abgelehnt. Nun muss ein starkes Zeichen gesetzt werden, denn in der kommenden Wintersession wird der Nationalrat darüber debattieren und entscheiden.

Die Enttäuschung war gross, als im Juni 2022 der Ständerat bei der Revision des Sexualstrafrechts die «Nein heisst Nein»-Lösung wählte. Diese Variante meint, dass sexuelle Handlungen in Ordnung sind, solange das Gegenüber nicht Nein sagt. Es wird also eine aktive Ablehnung sexueller Handlungen durch die Betroffenen verlangt. Diese müssen vor Gericht beweisen, dass ein Nein kommuniziert wurde.

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Fundamentalistische Beratung stoppen!

sah. Die Juso fordert, dass alle Schwangerschaftsberatungsstellen einheitliche staatlich festgesetzte Qualitätskriterien erfüllen müssen. Nur so würden Beratungsstellen von Abtreibungsgegner*innen endlich dichtgemacht. So die Botschaft auch an der Aktion am «Safe Abortion Day» vom 28.September.

In den letzten Jahren befassten sich rechtskonservative, fundamentalistische Kreise immer mehr mit dem Thema der Abtreibung. So gibt es abtreibungsfeindliche Kräfte, die vor allem aus religiösen Gruppen und rechtskonservativen Parteien wie insbesondere der Schweizerischen Volkspartei (SVP) kommen. In der Schweiz ist der Schwangerschaftsabbruch erlaubt. 2002 stimmte die Bevölkerung dafür, dass die Abtreibung bis zur 12.Schwangerschaftswoche legal ist. Das Gesetz, das auch als «Fristenregelung» bekannt ist, trat am 1.Oktober 2002 in Kraft und wurde im Schweizer Strafgesetzbuch verankert.

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Über Leichen für die WM

lmt. Die Fussball-Weltmeisterschaft rückt immer näher. Doch in Sachen Menschenrechte und Entschädigungen für die hunderttausend ausgebeuteten Arbeiter*innen in Katar wurde noch kein Schritt unternommen.

Es sind nur noch wenige Monate bis zum Anpfiff der Fussball-Weltmeisterschaft (WM). Die Bauarbeiten an den acht Stadien sind längst abgeschlossen. Im Geschäftsbezirk West Bay spriessen Hotels, Einkaufszentren und Firmenzentralen nur so aus dem Boden. Dieses rasante Wirtschaftswachstum wäre wohl ohne die WM nicht denkbar gewesen. Doch es gab einen hohen Preis und diesen mussten hauptsächlich Arbeitsmigrant*innen zahlen – unter anderem mit ihrem Leben. » Weiterlesen

Ein Mord zu viel

flo. Die Tötung von Mahsa «Jina» Ahmini durch die iranische Sittenpolizei könnte der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Mit Jinas Tod verschärfen sich die Widersprüche im Iran weiter. Dass sich das Regime noch retten kann, wird immer unwahrscheinlicher.

Ein falsch getragenes Stück Stoff, das reichte, um Jina Ahminis Schicksal zu besiegeln. Wenige Stunden nachdem sie wegen des «inkorrekten» Tragens eines Hidschab in Teheran festgenommen wurde, kollabierte sie in einem Krankenhaus in der iranischen Hauptstadt (siehe auch vorwärts-Nr. 31/32). Sie fiel in ein Koma, aus dem sie nicht mehr aufwachen sollte. Drei Tage später war Jina, die offiziell Mahsa hiess (im Iran dürfen keine kurdischen Vornamen vergeben werden), tot.

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«Erhöht die Löhne, nicht unsere Misere!»

Georg Polikeit. Eine Viertelmillion Menschen beteiligte sich am Donnerstag 29. September in rund 200 Orten an einem landesweiten Aktionstag der Gewerkschaften. Sie forderten höhere Löhne und sagten entschlossen Nein zur Rentenreform des Präsidenten Macron, der krasse Verschlechterungen durchboxen will.

Aufgerufen zum Protesttag hatten die linksorientierte Gewerkschaft CGT zusammen mit der FSU und Solidaires, sowie mehrere Student*innen- und Jugendorganisationen. Die Beteiligung war mit 250000 Personen deutlich stärker als bei den vorhergehenden gewerkschaftlichen Aktionstagen im Frühjahr. Offenkundig war dies ein Zeichen der inzwischen stark gestiegenen Unzufriedenheit und Wut in der Bevölkerung über die Verschlechterung ihrer sozialen Lebensverhältnisse durch die auch in Frankreich rasant ansteigenden Energie- und Lebensmittelpreise.

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Freitag der Wut

sit. Tausende folgten dem Aufruf der Partei der Arbeit Belgiens und strömten an vier Freitagen auf die Strassen und Plätze des ganzen Landes. Sie protestierten gegen die massiven Verschlechterungen ihrer Lebensbedingungen. Für den 9.November ist ein Generalstreik geplant.

Am Freitag 30.September startete die Partei der Arbeit Belgiens (PTB) wöchentliche Proteste unter dem Slogan «Freitage der Wut» gegen das Versagen der Regierung bei der Bewältigung der anhaltenden Lebenshaltungskostenkrise. Weitere Proteste fanden am 7., 14. und 21.Oktober an diversen Orten im ganzen Lande statt. Gefordert wurde eine Senkung der Preise für Lebensmittel, Energie und andere lebensnotwendige Güter. Die Demonstrant*innen forderten ausserdem, dass die Regierung multinationale Energiekonzern wie Engie Electrabel stärker besteuern soll.

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Initiative Hamburg enteignet!

Gaston Kirsche. Nach dem Vorbild Berlins startete Mitte September auch in Hamburg eine Initiative, die eine Vergesellschaftung aller Wohnungen von privaten, profitorientierten Wohnungsunternehmen, denen mehr als 500 Wohnungen in der Stadt gehören. Das Hamburger Landesamt des Inlandsgeheimdienstes erklärt die Volksinitiative für verfassungsfeindlich.

Am Samstag, 8.Oktober wurde auch in Hamburg im Rahmen der bundesweiten Kampagne unter dem Motto „Hände hoch – Mietenstopp!“ demonstriert. Etwa 600 Demonstrierende zogen durch den von einer erneuten Gentrifizierungswelle überrollten Stadtteil St. Georg nahe des Hamburger Hauptbahnhofes. Mitveranstalterin war neben den beiden Hamburger Mietervereinen und der Mieterinitiative «Steilshoop» auch die vor einem Jahr gegründete, sehr agile Initiative «Hamburg Enteignet».

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Agil für den Kapitalismus

Peter Nowak. Das Buch «Bewegt Euch schneller» von Hermann Bueren ist mehr als eine Kritik an kapitalistischen Managermethoden. Es regt an, zu überlegen, wie eine Selbstorganisation am Arbeitsplatz, die nicht unter der Kontrolle des Managements erfolgt, aussehen könnte.

Satire oder Realität? Nein, um eine Realsatire handelt es sich, wenn VW-Beschäftigte trällern: «Wir sind VW, wir sind okay». Wir sind dann in der schönen neuen Arbeitswelt, in der die Mitarbeiter*innen in ihrer Freizeit auch mal gemeinsam singen, feiern oder Gruppenspiele machen sollen.

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