30 Jahre Leprahilfe Vietnam

Anjuska Weil. Der kleine Verein Leprahilfeplus Vietnam wird in diesem Frühjahr 30 Jahre alt. In Vietnam hat die Bekämpfung dieser schrecklichen Krankheit grosse Fortschritte erzielt. Gab es 1990 noch rund 10000 Neuansteckungen im Jahr, so liegt diese Zahl heute deutlich unter 300. Zu diesem stolzen Erfolg hat Leprahilfe Vietnam beigetragen.

Blenden wir zurück: Im Mai 1990 erhielt unsere Genossin Els Goldstein ihre Krebsdiagnose. Für sie war rasch klar, dass sie sich nicht einer Operation mit ungewissem Ausgang unterziehen wollte. Die verbleibende Zeit wollte sie – unterstützt durch Palliativmedizin – vielmehr dafür nutzen, noch Dinge zu tun, die ihr wichtig waren. Dazu gehörte ihr Erspartes aufzuteilen. Menschen im Trikont, die krank, arm und ausgegrenzt waren, sollten zu den Begünstigten gehören. Vietnam war eines der Länder, in denen sie sich schon früher engagiert hatte. Was lag da näher als ein Beitrag zugunsten der Leprakranken in Vietnam?

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Auch mit Verbot nicht tot

flo. Erneut versucht der türkische Staat die Opposition mundtot zu machen. Staatspräsident Erdogan verspricht sich so klare Vorteile bei den nächsten Wahlen. Von der Repression stark betroffen ist die linksgerichtete HDP. Der vorwärts sprach mit Zya Pir, der für die Partei ins türkische Parlament gewählt wurde.

Und wieder schlägt der türkische Staatspräsident Erdogan nach dem politischen Gegner: Mit einem Verbotsverfahren, Schikanen und Verhaftungen soll die prokurdische Halklar?n Demokratik Partisi (HDP) mundtot gemacht werden. Die Vorwürfe sind vage, die «Beweise» gesucht. Für Beiträge in sozialen Medien, wie Twitter, werden in der Türkei linke Politiker*innen verfolgt, verhaftet, ihrer Mandate beraubt und kriminalisiert. Besonders populär: Der Gummiparagraf, der es ermöglicht, linkspolitisch Aktive wegen diffuser Terrorvorwürfe einzusperren.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Verhaftet eure eigenen Leute

flo. Nach dem abscheulichen Mord an der jungen Britin Sarah Everard diskutiert das Vereinigte Königreich über Gewalt an Frauen*. Dabei geht diese Gewalt oft von jenen aus, die eigentlich für den Schutz der Frauen* zuständig wären: Angeklagt des Mordes ist ein Londoner Polizist.

Sarah Everard war gerade mal 33 Jahre alt, als sie am 3.März auf dem Heimweg entführt und ermordet wurde. Sie hatte einen Freund in Südlondon besucht, wo auch sie selbst wohnte. Am 9.März, einen Tag vor dem Fund ihrer Leiche, wurde Wayne Couzens, ein Polizist der Londoner Metropolitan Police, verhaftet. Er war aufgefallen, da er sich drei Tage vor Everards Verschwinden vor einer Frau entblösst hatte. Der Vorfall wurde auf Kamera aufgezeichnet. Couzens wurde nicht suspendiert, seine Waffe, die er als Mitglied einer Spezialeinheit trug, die Botschafts- und Regierungsgebäude bewacht, konnte er behalten. Couzens war kein hundskommuner Streifentschugger, sondern – anders als viele britische Polizist*innen – berechtigt, im Dienst eine Waffe zu tragen.
Mittlerweile wurden gegen Couzens Anzeige wegen Entführung und Mordes gestellt. Doch die Metro Police hat nicht nur dabei versagt, einen Sexualstraftäter aus ihren Reihen zu entfernen. In kaum überbietbarem Zynismus haben die Kolleg*innen von Couzens ihren ganz eigenen misogynen Gewaltexzess veranstaltet.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Zeit für Elternzeit

sah. Im Kanton Bern werden Unterschriften für eine Volksinitiative gesammelt, welche die Einführung einer Elternzeit von 24 Wochen fordert. Damit sollen eine bessere Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erlangt werden. Ob das Vorhaben gelingt, ist noch offen.

«Bis am 6.April sammeln wir noch Unterschriften. Es wird knapp!» Das schrieb Tamara Funiciello in ihrem Newsletter im März 2021. Nach dem Ja zum Vaterschaftsurlaub geht es weiter – nun ist es Zeit für die Initiative für eine kantonale Elternzeit! Aktivist*innen befürworteten den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, auch wenn das nur ein Zwischenschritt zu einer echten Elternzeit sein kann.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Femizide verdoppelt

sah. In den drei ersten Monaten des Jahrs 2021 gab es eine erschreckende Zunahme der Morde an Frauen*. Femizide werden von der Presse sehr oft als Privatsache heruntergespielt. Und selbst die offizielle Politik in Bern weigert sich, von Femizide zu reden.

«Schon mindestens zehn Feminizide im 2021». Das postete Frauenstreik Schweiz auf Facebook. Die Gruppe nahm Bezug auf einen Artikel von «20 Minuten» mit dem Titel «Zehn Femizide in elf Wochen – Tötungsdelikte an Frauen verdoppelt» vom 20.März. Die Aktivist*innen schrieben, dass es zum Thema noch viel Präventions- und Aufklärungsarbeit braucht. Viel zu oft wird Gewalt gegen Frauen* als Privatsache betrachtet. In Wirklichkeit ist ein Femizid das Resultat von struktureller Gewalt, deren Ausgangspunkt in den patriarchalen Machtverhältnissen unserer Gesellschaft liegt.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Frauen*rechte? Egal!

sah. Die Türkei verlässt das internationale Abkommen zum Schutz der Frauen* vor Gewalt – auch bekannt als Istanbul-Konvention. Der Entscheid hat schwerwiegende Folgen und ist auch ein deutliches Zeichen an die internationale Gemeinschaft. Aktivist*innen rufen nun zu Protesten auf.

Der Ausstieg aus der Istanbul-Konvention war seit einiger Zeit Thema in der Türkei. Nun wurde im März das Vorhaben Realität und die Türkei ist ausgetreten. Die Istanbul-Konvention gilt als wichtiges Werkzeug auch zur Bekämpfung der steigenden häuslichen Gewalt. 2011 wurde dieser völkerrechtliche Vertrag ausgearbeitet. Ziel dabei war es, verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen* zu schaffen und eine Grundlage zu bieten, wie sie vermindert wird. Das internationale Übereinkommen hat die Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen zum Ziel. Eckpfeiler des Übereinkommens sind die Bereiche Gewaltprävention, Opferschutz, Strafverfolgung sowie ein umfassendes und koordiniertes Vorgehen. Die Konvention trat am 1.August 2014 in Kraft.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Die Ehe gehört abgeschafft

Lucas Zeise. Die bürgerliche Ehe schützt Homosexuelle vor Diskriminierung, aber die Frauen* nicht vor der Überlast der Reproduktionsarbeit. Beide Geschlechter sollten in grösseren Haushalten die Reproduktion, die Kindererziehung und das gemeinschaftliche Wohnen organisieren.

Konzerne haben sich verpflichtet, ein paar mehr weibliche Mitglieder in ihre Vorstandsetagen zu hieven. An manchen Stellen werden Frauen* im gleichen Job so gut wie Männer bezahlt. Die Kanzlerin ist schon seit 2005 im Amt und hat die Menschen daran gewöhnt, dass Frauen* an der Spitze stehen können. Formulare und Behördenschreiben werden geschlechtsneutral oder doppelt formuliert. Talkshow-Moderator*innen formulieren knackig atemholend mit Binnen–I. Kurz, die Frauen* stehen kurz vor dem Ziel: Diskriminierung in Bild, Ton, Wort und Paragraphen wird wunderbar weit eliminiert. Das faktische doppelte Elend der Frauen* im System der Ehe aber bleibt.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.

Auf offenem Feuer

Andreas Boueke. Über ein Drittel der Weltbevölkerung kocht auf offenen
Feuerstellen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass häusliche Abgase jedes Jahr 3,5 Millionen Menschen töten. Mehr Kinder sterben an Lungenentzündungen als an Malaria, Durchfallerkrankungen und Masern zusammen.

Konzentriert kurvt der guatemaltekische Ingenieur Herber Santos einen Geländewagen mit voller Ladefläche über die schmale Schotterpiste am Rand eines steilen Abgrunds. Im Auftrag der Hilfsorganisation Helps International ist er auf dem Weg in ein Armenviertel im Westen von Guatemala-Stadt. In der Siedlung La Alborada leben Menschen in Hütten ohne die elementarste Ausstattung, die eng beieinander stehen. Am Ende einer Stichstrasse parkt er den Wagen und klopft an eine Wand aus Wellblech. Eine Frau mit Schweissperlen auf der Stirn und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen öffnet die Tür. In Begleitung des Sozialarbeiters Cesar Puac betritt Herber Santos einen staubigen Hof. Sofort werden die beiden Männer von einem Dutzend Kinder umringt. Hinter ihnen folgt die Grossmutter, Delfina Castillo.

Sie müssen Sich um den weiteren Inhalt lesen zu können. Sie können Sich hier registrieren.
1 2 3